Marihuana-Koks-Angebot im Tunnel – Varna (BUL)
- Hardy
- 5. Juni 2021
- 4 Min. Lesezeit
04.06.2021 – Irgendwie soll es nicht klappen, ständig nimmt man sich vor, vor dem Frühstück noch etwas zu erledigen. Kennt ihr das auch, wenn man etwas nicht muss, gerne möchte, aber das 1x Umdrehen im Bett einfach zu verlockend ist? So geht es uns auch ständig 😊, kennt ihr eine Lösung dafür?
Die Sporteinheit gönnten wir uns trotzdem vor der Abfahrt, nach einer Einheit für Sarah bei Körperkraft und mich auf dem Wasser geht es uns einfach gut. So packten wir unsere 7 Sachen und verließen auch hier wieder einen kleinen bulgarischen Wildcampingplatz. Egal wo man ist, am Wasser versammeln sich immer bulgarische Wohnwagen, das Wildcampen und Freistehen ist hier nicht verboten, wird aber leider etwas übertrieben. Nach etwa 30 km und 3 km vor einer Stadt, in der wohl fast jeder Bulgarienurlauer via Flugzeug ankommt, stellten wir den Polwan in einer stark frequentierten und hoffentlich sicheren Straße ab.
Heute ging es mal wieder mit dem Rad in die Stadt, ist es zwar manchmal hinderlich, überbrückt man Distanzen einfach leichter oder rollert mal 100m auf der Pedale. Um nach Varna zu kommen, galt es zwei Kanäle zu überbrücken, die Brücken dafür sind auch da, doch die hiesige Baukunst sah zur Bauzeit wohl keine Radfahrer oder Fußgänger vor. Etwas tollkühn muss man schon sein, um es mit dem Rad und dem Varnaer Brückenverkehr aufzunehmen, Augen zu, den Po fast von mehreren Spiegeln verhauen lassen und danach ganz tief durchatmen. Wir raten von der Überquerung der Brücke mit Fahrrad ab, zu Fuß lauft ihr etwa 1,5 km auf einem dünnen Seitenstreifen und schlängelt euch an Lampen vorbei. Der Blick auf das Wasser ist jedoch empfehlenswert. Vielleicht habt ihr auch das Glück, dass unter euch ein Hochseeschiff langfährt. Dafür ist man nach der Brücke und einer 200 m langen Mauer mit Gesichtern und Bulgarienscherpe direkt im Zentrum. Im Touristenbüro stattet man euch gleich mit Material aus und empfiehlt euch das Varna-Museum 😊. Anders als in Burgas, war gefühlt jede Statue nummeriert. Direkt gegenüber der Info kann die Kathedrale besichtigt werden, unüblich für Bulgarien kann man innen auch fotografieren. Zur Überquerung von der großen Hauptstraße gibt es hier Tunnel, vor einem sprach uns ein junger Bulgare an, ob wir ein Taxi wollten, man bedenke, wir hatten die Räder dabei. Danach fragte er, woher wir kommen und im Tunnel angekommen, kam er dann zu seinem tatsächlichen Angebot, uns Marihuana oder Koks verkaufen zu wollen. Ein klasse Beginn in einer neuen Stadt. Ok, Alarmglocken an, Fahrrad etwas fester halten, Abstand wahren und schön den Rucksack im Auge behalten. Im Laufe des Tages zeigte es sich als unbegründet, im Zentrum seid ihr mit den normalen Vorsichtsmaßnahmen völlig sicher unterwegs.
Varna scheint etwas mehr Geschichte zu haben, denn im Zentrum stehen entlang der Flaniermeile viele gut restaurierte Stuckgebäude und etliche dem westlichen Besucher bekannte Läden. Wie schön ist eine gewisse Normalität, las ich heute von meinen Eltern, die in Deutschland ohne Test und Impfausweis in Sachsen-Anhalt wieder mit Freunden essen gehen konnten. So fühlen wir auch, Bulgarien ist für uns das erste Land ohne nächtliche Ausgangssperre, freiem Bundeslandwechsel und ohne generelle Maskenpflicht. So taten wir auch in Varna, was wir so lieben, einfach an einen Essenstand gehen und bestellen, was gut aussieht, ohne zu wissen, was es ist. Enttäuscht werden wir selten, so auch dieses Mal nicht.
In der Stadt könnt ihr euch noch römische Thermalbäder (ohne Eintritt super sichtbar), den Bahnhof, das Planetarium, Aquarium, Delphinarium und einige Kirchen anschauen. Varna haut uns nicht wirklich um, lag aber auf unserer Route, weshalb wir sie dankend mitnahmen.
Generell scheint man in der Stadt sehr auf den Tourismus eingestellt zu sein und seiner eigenen Bevölkerung viele Freizeitaktivitäten anbieten zu wollen. Im Stadtpark (Sea-Garden) gibt es ein großes Sportangebot, Restaurants und Karusselle und einige WIFI-Spots. Am Strand steht eine Bar oder Location neben der anderen, insgesamt sehr attraktiv, doch viel freier Strand bleibt nicht. Entweder mag man es oder nicht. Generell merkt man auch hier, dass an offiziellen Bauten nicht ganz so genau hingeschaut wird.
Lohnt sich Varna? Als Tourist bekommt man hier mit Bars, Locations, Restaurants einiges geboten. Die Stadt hat sich dem Sport verschrieben, war 2019 auch europäische Sporthauptstadt. Sie bietet einiges, doch Burgas hatte für uns gefühlt etwas mehr Flair. Seid ihr am Sonnen- oder Goldstrand, nutzt trotzdem die Chance aus der Hölle der Bettenburgen auszubrechen und die Bulgaren kennenzulernen. Uns fiel auf, dass die Bulgaren am östlichsten Rand am meisten westlich geprägt sind.
Etwa 45 km brachten uns zu unserem nächsten Traumstellplatz, etwa 10 m über dem Meer und leichtem Strandzugang. So könnte es immer sein. Doch die Empfehlung lautet wieder, fahrt Straßen mit kleinen Nummern, denn je größer die Nummern, desto kleiner die Straßen und in Bulgarien meist auch abenteuerlicher. Fahrt ihr Stellplätze an, in deren Beschreibung schwierige Zufahrt oder nicht bei Regen etc. steht, schaut sie euch vorher an. Habt ihr ein schlechtes Bauchgefühl, fahrt weiter, macht nichts gegen das Bauchgefühl, ihr werdet sicher enttäuscht. So lief Sarah die steile Abfahrt erst herunter, schaute nach Bewuchs und ob 6,5 m wenden können, nachdem das emsige Winken kam, konnte ich den Fuß von der Bremse nehmen und den Polwan im kleinsten Gang den Berg herunterrollen lassen.
Anschließend ging es ans und auf´s Meer. Einfach ein Teil unserer Welt.
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