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Maulbeerensonderpreis – Izmir (TUR-78)

  • Hardy
  • 8. Dez. 2021
  • 4 Min. Lesezeit

07.12.2021 – Ein Strahl Sonne sollte den Morgen prägen, oder das, was wir uns vom Morgen merken sollten. Denn eine graue Wolke folgte der nächsten, nur in der Tiefe ihrer Farbe und der Masse Wasser, welches sie abwarfen, unterschieden sie sich. Vom Plan, mit unseren schutzblechlosen MTB´s auf dem kilometerlangen Promenaden-Radweg in die City von Izmir zu fahren, verabschiedeten wir uns recht schnell. Die Tram-Haltestelle direkt vor der Nase, waren die Ticketpreis hin und zurück teurer als ein Parkplatz in der Stadt. Also Motor an und hinein in den Morgenverkehr von Izmir. Zwei Otoparks (Parkplätze) wiesen uns aufgrund unserer Größe einfach ab. So blieb uns nur der Otopark am Wasser 50 TL p. 24h und etwas mehr Motorstrom für die Batterie, wenn die Solaranlage von der Sonne ignoriert wird.

Gut bewaffnet mit wasserdichten Winter- und Wanderschuhen, Regenjacke und Schirm ging es in die drittgrößte Stadt der Türkei. Etwa 3,2 Mio. nennen diese Stadt ihr Zuhause, die sich wie ein U um eine Bucht zieht. Die einzelnen Stadtteile des Us sind nicht nur mit Bus, Tram und S-Bahn, sondern auch mit Schnellfähren verbunden. Gleich unser erster Blick fiel auf den Clock-Tower, dem Wahrzeichen der Stadt, der bereits vor knapp 120 entstand. Auf Clock-Tower stehen die Türken. Nebenan steht eine alte Cami mit bunten Kacheln. Wie auf vielen Hauptplätzen fanden wir auch hier einen Taubenschwarm, der sich auf das ausgestreute Futter stürzte, welches drei düstere Gestalten in kleinen Bechern zu 2 TL verkauften.

Bei unserer vorherigen kleinen Stadtrundfahrt sahen wir riesige gemalte Bilder an den Hauswänden. Dies zieht sich durch viele Gassen der Altstadt und des Basars. Immer wieder ist eine gesamte Hauswand künstlerisch gestaltet … genau das richtige für uns. Völlig unvorbereitet standen wir mittendrin, in einem der größten Basare des Landes. Die geringe Anzahl von nur 15.000 Verkaufsläden bilden ein eigenes Stadtviertel. Von Aal bis Zuckerwürfel ist wohl fast alles zu finden. Flux in diesem Moment öffnete der Himmel seine Pforte und verlor den Halt des Wassers. Selbst jegliche ausgefahrenen Markisen boten keinen Schutz vor dem Regen. Wir kauften das letzte Puzzleteil unserer Weihnachtsdeko, spontan bot uns der Ladenbesitzer seinen Laden als Unterstand an. Natürlich tranken wir auch zsm Cay und quatschten über Gott und die Welt, aber auch die Coronaauswirkungen auf die Geschäfte, den harten derzeitigen Liraverfall und die neue Ampel als Vorsitz Deutschlands. Wir merken einfach immer wieder, dass der Spruch, Deutsche sind unsere Freunde definitiv nicht aufgesetzt ist. Viele sind beeindruckt, wie viel wir in der Türkei gesehen haben und über sie wissen. Wer den Basar verlässt, ohne die Beutel „voll“ zu haben, ist doch selbst schuld 😊. Unser Kracher waren heute die Maulbeeren zum Preis von 44 TL / kg. Was für ein Sonderpreis, dann doch gleich zwei Kilo des getrockneten Obstes. Unsere Mitreisenden werden sich freuen, wenn sich unsere Wege wieder kreuzen. Wir hegen schon fast den Plan, gemeinsam auszureisen.

Vorbei an den mit Besen bewaffneten und Wasser wegschiebenden Verkäufern hatten wir von unserem Dekomann ein paar Tipps bekommen. Es gibt eine Han. ehemalige Versammlungs- und Verkaufsstelle. Dort kamen wir auch mit einem Verkäufer im besten Englisch ins Gespräch. Es ist einfach nett, wenn sie mal quatschen und einem nichts aufdrängen wollen. Hinter dem Basar kann man die antike Agora für 30 TL besuchen. Wir begnügten uns mit einer Umrundung. Viel amüsanter war das imponierende Verhalten der jugendlichen Rollerfahrer in ihren Regensachen, wie sie vor einer Schule standen und hupend um die Mädels buhlten, die aus den Fenstern der Klassenzimmer schauten. Wer erinnert sich nicht an die Zeit der ersten Lieben … und lässt die Gedanken mit einem Lächeln schweifen …

Wer in Izmir ist, sollte sich auf den Weg in den Kulturpark machen. Eine Mischung aus Sportanlagen, Feuerwehrübungsgelände, Messehallen und ganz viel Grün mit See. Ein altes Seerestaurant ist komplett mit Graffiti-Zaun umgeben, im kalkweißen pakistanischen Pavillon findet man die städtische Touristinfo und eine Bildausstellung von Izmir und Umgebung. Durch die Bilder änderten wir unseren Plan für morgen spontan. Im Park sprach uns ein Brite sehr nett an, ob er von uns ein Foto machen sollte, wir sprachen ein bisschen. Er lud uns noch zu einem kostenlosen Konzert ins Kulturzentrum ein. Gerade nieselte es nur leicht, diese Zeit mussten wir nutzen. Wir erinnerten uns aber daran, wie wir vor dem hartnäckigen isländischen Regen von Reykjavik in die bekannte Hallgrimskirkja Church flüchteten, auch um uns etwas aufzuwärmen und dort einem Konzert einer jungen Organistin lauschen konnten. Reiseerinnerungen sind und bleiben sooooo wertvoll.

Im Hafen von Izmir starteten wir eine letzte Offensive und wollten nach einer Langstreckenverbindung Richtung Griechenland fragen. Leider auch hier die gleiche Antwort, jeglicher Fährverkehr ist zwischen der Türkei und Griechenland bis April 2022 eingestellt. Also zurück an der langen Meerpromenade, an der man mit einer (Tourinepp) historischen Tram oder Leihrädern entspannt fahren kann. Für die von euch, die lieber die Laufschuhe schnüren, gibt es auch einen Tartanstreifen. Ein nächster heftiger Regenguss ließ uns nochmals tief in den Basar eintauchen. Nachmittags mit viel mehr Leben suchten wir doch vergeblich nach den türkischen Hamamtüchern, die wir hier noch kaufen wollten.

So, es reicht mit Regen, es reicht mit Izmir. Mal wieder im Feierabendverkehr gefangen, rollten wir mit der Blechlawine aus der Stadt hinaus. Alles etwas chaotisch, aber ungefährlich. Lässt man zu viel Platz, ist der schnell gefüllt, lasst man keinen Platz, drängeln sie, bis man sie reinlässt. Noch ein kleiner Einkauf und den 80 km entfernten Stellplatz bezogen. Unsere Freunde Gerd und Marina hatten bei der Stellplatzsuche gestern ein idyllisches Plätzchen gefunden. Dieser weichte unter den heftigen Regenfällen, die derzeit in der Westtürkei fallen so auf, dass sie sich trotz Allrad-LKWs festfuhren. Doch da hatten Regen und Boden die Rechnung ohne Gerd gemacht. Mit Feuerwehrhebesack, Kompressor und 6 Sandblechen konnte er sich selber bergen. Sie Bilder eines angehobenen LKW-Hecks sind amüsant. Wer von euch nicht über solche Einrichtungen verfügt, sollte bei den ersten Stellplätzen erstmal vorsichtig sein und schauen, was das Fahrzeug wirklich kann. Wir entschieden uns deshalb heute auch für einen gepflasterten Platz in Wassernähe. Können wir zurückschauend eine Empfehlung für Izmir abgeben? Ja! Die Stadt hat einige schöne Ecken, auch einige schöne Gebäude, die im Gro der Klötze drumherum verloren gehen. Wenn man auf der Durchreise ist, lohnt ein Besuch auf dem Basar und dem zentralen Platz, doch von einer Reise nach Izmir raten wir eher ab.

 

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Unsere 4 Augen - HS Life on Road

Das sind wir, Hardy und Sarah. Wir waren mit unserem Citroen Jumper "Polwan" ein Jahr auf Tour und haben dabei viel erleben dürfen. Schaut doch einfach selbst, was alles geschah.

 

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