Militärkontrolle - Strammstehen im Schlafanzug - Bingöl (KUR-8)
- Hardy
- 15. Sept. 2021
- 3 Min. Lesezeit
14.09.2021 – Wir feiern ein nachträgliches Jubiläum. Nein, heute hat niemand Geburtstag, aber wir haben mittlerweile 250 Blogs online gestellt, die viele schon gelesen haben. Der absolute Bestseller unter allen Beiträgen sind unsere Personenblogs. Es freut uns, dass wir euch auf diese Weise von unserer Reise teilhaben lassen können. Schaut man sich mal an, woher die Leser kommen, steht Deutschland natürlich ganz vorne, stark gefolgt von Österreich. Aber auch in Dänemark, Spanien, Italien, Griechenland, Georgien, der Schweiz, Armenien und Rumänien wird gelesen. Auch dass jedes deutsche Bundesland im Portfolio auftaucht, ist interessant, Städte, in die wir gar keine Verbindung haben, aber wohl den Weg durch Instagram zu uns finden. Bleibt weiter am Ball, wir freuen uns darüber.
Drei Nächte an einem Stellplatz, das hat wirklich Seltenheitswert, doch es gefiel uns einfach so gut am Euphrat und es war genug zu tun. So fanden wir auch heute wieder die richtige Position auf dem Board, um nochmal in die Schlucht zu fahren. Ein abschließendes Bad machte uns fit für die Fahrt.
124 km standen für den ersten Step auf dem Tacho, es schaukelte und ruckelte, so dass die Beifahrerin einfach schlief, doch der Weg war bekannt. Es ging wieder zurück nach Diyarbakir, um die beste Verbindung zum nächsten Ort zu nehmen. Unser zwischenzeitliches Verlangen nach einer Tankfüllung wurde von einem Tankwart verneint, kein Diesel mehr da. Nun ist das Tankstellennetz in der Türkei so reichhaltig, dass es absolut kein Problem ist, eine von ihnen zu finden. Der dortige Tankwart wusste nicht, ob sein Kartenleser unsere Karte nimmt. So probierte er es mal flux mit einer Rechnung von 100 TL aus. Es funktionierte und er war ehrlich, zog die 100 TL vom Endpreis ab.
Das Shoppingcenter in Diyarbakir kannten wir, also wieder hinein, Türken kommen nur mit einem Impf- oder Genesungsnachweis hinein. Der Security fragte uns nur beiläufig „Tourist“ und winkte uns hinein. Nach der gestrigen Kaffeeenttäuschung gab es heute eine neue Marke. Hatten wir die anstrengende Nahbarkeit der letzten Tage bemängelt, schaute heute ein Türke an der Ampel auf unser Kennzeichen, rief „Hello welcome and have a good time.“ Wahrlich nett, das sind eben die kurzen schönen Momente, über dieses ehrliche und herzliche Willkommen freuen wir uns.
Weitere 120 km unterbrachen wir in einem Ort, der ein braunes Schild hatte „ULU CAMI“, ein Hinweis auf eine große Moschee. Was wir vorfanden, war ein Witz von Moschee. Das beste an dem Ort war noch die Uhr am Ortseingang, unser Eis und ein Brot vom Bäcker. Hier sahen wir noch zu, wie der Teig geknetet, ausgerollt, in Form gebracht und in den tiefen alten Steinofen gelegt wurde.
Ein möglicher zwischenzeitlicher Stellplatz stellte sich als Baustelle heraus, so dass wir weiterfuhren. So hatten wir auch geliebäugelt, es war auch noch genügend Zeit. Wir fuhren nach Bingöl, was mich zwangsläufig immer an einen Dönerladen in MD-Cracau mit gleichem Namen erinnert. Bingöl heißt eigentlich 1000 Seen. Beides traf nicht zu, aber die Stadt Bingöl erlag um 1970 einem schweren Erbeben, welches bis auf die Stadtmauern alles in die Tiefe riss. Man sieht es der Stadt an, viele neue Häuser und sternförmiger Aufbau. Rein stadttechnische bietet Bingöl keine großen Highlights, mehrere Moscheen, die Ulu Cami mit toll bemaltem Eingang. Es sind eher die kleinen Dinge, verschieden farbige Laternen in die Himmelsrichtungen … die gelben standen für Bienen, rote für Rosen …
Fast jede Straße in der Innenstadt hat einen Honigladen, unzählige Modegeschäfte mit Preisen, die wirklich nett sind, Obst- und Gemüseläden. Mal wieder fielen wir auf, aber es war eher ein angenehmes Auffallen, die Leute schauten, winkten uns zu, Lächelten oder tuschelten peinlich berührt, weil wir sie beim Schauen erwischten. Es war eine ganz andere Atmosphäre als zuvor. Beim Herausfahren hielten wir noch für ein Foto. In ganz Bingöl baute man im letzten Jahr burg- und mittelalterliche Brunnen auf. Eine schöne Sache, die sich durchzieht. Auf unserem Weg zum Stellplatz an einem Stausee mussten wir eine Sperrscheibe überfahren. Vorbildlich hielten wir, übersetzten uns den dazugehörigen Text, die Einheimischen brausten einfach durch 😊 Am Parkplatz hatten wir noch ein kurzes Gespräch, natürlich kam die Frage unserer Herkunft, doch danach sagten sie „Welcome here.“ Tesekküler (Danke).
Wir hatten es trotz der langen Fahrt auf nur eine Kontrolle an einem Checkpoint geschafft, es sollte nicht dabei bleiben. Gegen 21:00 hielt vor uns ein unauffälliger Ford Hundefänger. Drei Mann in Militärbekleidung stiegen aus. Zwei standen vor dem Polwan, einer lief mit Maschinengewehr um den Polwan herum. Sie forderten uns lautstark auf, den Bus zu verlassen – „out out out“. Da standen wir nun, vor Soldaten und wir schon fast im Schlafanzug. Personalkontrolle, wo wollen wir hin, wann fahren wir wieder nach Deutschland, die Stimmung wurde lockerer auch dank unseres Türkisch 1x1 … nachdem sie das erste Mal fuhren, kamen sie wieder, sind wir doch auf der Fahndungsliste? Nein, sie gaben uns eine militärische Telefonnummer, die wir anrufen können, wenn wir in Gefahr oder meinen in Gefahr zu sein. Sole tesekküler.
Auf eine ruhige Nacht.
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