Motorboot? – Wir paddeln – Van (KUR-2)
- Hardy
- 9. Sept. 2021
- 3 Min. Lesezeit
08.09.2021 – Sind wir nun in einem Polizeistaat? Mal sehen, ob uns die Polizei heute wieder so oft kontrolliert. Doch vorher hieß es den riesigen Vansee für eine Morgenrunde auf dem SUP zu nutzen. Der Vansee ist der größte Sodasee der Welt und stark alkalisch. Das merkte ich spätestens gestern, als ich die Scheiben vom Staub befreien wollte. Ordentlich Wasser auf die Scheibe und als es getrocknet war, war es Milchglas. Na fein. Dachten wir schon, dass der Sevansee extrem groß wäre, immerhin doppelt so groß wie der Bodensee, ist der größte türkische See doch gleich 7x so groß. Doch von dem gestrigen Plan, eine lange Tour um eine Klosterinsel zu paddeln, wurde nichts, da es einfach zu stark windete und Seen in solcher Größe sollte man bei Wind immer mit Vorsicht betrachten. Bei Gegenwind kann der Rückweg auf dem SUP manchmal unmöglich werden. So wurde es nur eine Fahrt in den nächsten Ort.
Dort vorbei führte uns auch der Schotterweg, wären wir zwei Monate später gekommen, wäre wohl die gerade im Bau befindliche 4-spurige Straße fertig gewesen, nur wissen wir nicht, wohin sie eigentlich führen soll. Das Bauprizip hier war total banal, alles was vom Berg abgeknabbert wurde, wurde gleichzeitig als Straßenuntergrund verwendet. Kein LKW, der Material brachte oder abfuhr.
Der Verkehr stellte uns mal wieder vor ein kleines Rätsel, wir standen auf der rechten Abbiegerspur, die Ampel zeigte uns einen rot blinkenden Pfeil. Was würdet ihr machen, lernte man doch schon als Kind, bei Grün darfst du gehen, bei Rot bleibe stehen. Ein hupender Krankenwagen von hinten, okay, den lassen wir durch, doch danach fuhren auch alle Autos. Es wird noch spannend im türkischen Verkehr …
Dann kamen wir in einer Stadt an, in der wohl alle, die Vanlife betreiben einmal gewesen sein müssen, hier könnte der Name Van seinen Ursprung haben, denn wir waren in Van. Beides hat natürlich nichts miteinander zu tun, ist aber ein schmackhafter Zufall. Auf dem Gelände des Van Kalesi (Eintritt 12,50 TL – 1,25€) schauten wir uns zu Beginn ein klassisches türkisches Wohnhaus an, welches neben zwei Schlafräumen, einen Teeraum mit Küche, einen Speise- und Aufenthaltsraum aufwies. Alle Räume waren mit rot-bemusterten Teppichen belegt und Sitzgelegenheiten gab es reichlich. Technische Geräte entstammten deutscher Produktion. Ein gutes Extrazuckerl aber nicht das, was wir eigentlich besuchen wollten. Van hat eines der größten Kalesis (Burg) des Landes. Die damalige Stadt war mit Festungsmauern an und auf einem Berg direkt am Vansee gebaut. Noch heute zeugen authentisch restaurierte Bereiche davon. Unterhalb der Burg stehen noch Reste des von den Sowjets 1914 total zerstörten Dorfes. Die Urspünge reichen auf das 7.-9. Jh.v.Chr. zurück. Schade fanden wir, dass es nur einen Hauptweg gab, aber unzählige Trampelpfade und nichts wirklich ausgeschildert und beschrieben war. Leider konnten wir auch keinen Weg in das Unterdorf finden, sondern standen irgendwann immer vor Stacheldraht. Der Blick auf den Vansee war trotzdem genießbar.
Zwischendurch mussten wir einfach halten, der Küstenort Edremit hatte es uns mit seinem Hafen angetan, ein Besuch beider Molen brachte uns auch etliche Blicke der Einheimischen. Schon gestern wollten einige mit uns Fotos machen.
Am Südufer des Vansees sahen wir die Möglichkeit, mit einem Motorboot zur Acdamar-Insel zu fahren, das Ganze für 35 TL p.P. inkl Eintritt auf der Insel (3,50 €). Doch als ich die Entfernung sah, entfiel mir nur: „Dafür brauchen wir keinen Motor, lass uns die SUP´s nutzen.“ Ein Stellplatz am Strand ermöglichte uns den perfekten Einstieg, wir mussten nur noch auf ruhigeres Wasser warten. Dann ging es für uns beide los. An der Insel angekommen, sahen wir mal wieder eine armenische Kirche, so dass wir eher die Insel vom Wasser aus erkundeten und schöne Motive fanden. Die 8 km hatten sich so richtig gelohnt. Von den Booten aus filmte man uns, sicher ein schönes Urlaubsmotiv 😊. Am Abend parkten wir den Polwan nochmal hinter eine Baumreihe, um etwas mehr Lärmschutz zu haben. Doch wir erregten wohl Aufmerksamkeit mit unserem Kennzeichen. Einige wollten von uns wissen, woher wir kommen, erzählten mit uns auf Türkisch, obwohl sie merkten, dass wir sie gar nicht verstanden, telefonierten 1,5 m neben dem Polwan, was wir eher als aufdringlich empfanden. Einer hatte einen Onkel in Deutschland, mit dem ich telefonieren musste und ein anderer rief wohl den Zeltplatzbesitzer von nebenan, in der Meinung uns damit zu helfen. Manchmal ist zu viel Interesse, Nahbarkeit und Hilfe auch anstrengend, vor allem wenn man sich schon versucht, so abseits wie möglich hinzustellen. Nur die Polizei, die interessierte sich heute für uns nicht.
Comments