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MTB in den Vulkan gefallen – Tatvan (KUR-3)

  • Hardy
  • 10. Sept. 2021
  • 5 Min. Lesezeit

09.09.2021 – Es dauerte nicht lange, da stand auch schon wieder einer der gestrigen nervigen Besucher neben uns, rauchend und noch immer hatte er nicht verstanden, dass wir des Türkischen nicht mächtig sind. Es blieb nur die Flucht … Bus zu, Boards schnell geschnappt und rauf auf den Vansee. Sarah machte sich auf zu einer Halbinsel mit zwei kleineren Inseln, ich war der Verlockung unterlegen, um die Akdamar-Insel zu paddeln. War auch alles ganz schön, bis die Wellen das Board von links nach rechts und zurück drehten. Alles nicht ganz ohne, also auf die Knie, die von der Insel reflektierten Wellen brachten dann die Frage, warum nur tue ich mir das an 😊 Weil´s nach dem Schaffen doch schön ist.

Schon fast am Land sah ich Sarah mit zwei Türken zusammen sitzen. Es waren der Facilitymanager und ein Tramper aus Istanbul. Die fünfte Einladung zum Teechen konnte sie nicht abschlagen, da der Tee in einer silbernen Teekanne und Teeglas auf dem Tablett warteten. Nun war es also soweit, unsere erste Einladung zum Teechen. Bisher hatten wir immer über die Stories anderer Reisenden gelacht, nun waren wir Teil der erlesenen Gruppe. Zum Teechen essen die Türken meist eine Art Gebäck, welches süß, aber auch herzhaft sein kann. Es wird wohl nicht das letzte Mal gewesen sein 😊

Nun mussten wir aber los, es sollten mehr Kilometer werden als gedacht. Ein kurzer Zwischenstopp in Tatvan, wollen wir uns von unbedeutenden Orten eher fernhalten und mehr in der Natur sein, aber zu gegebener Zeit kräftig mischen, müssen wir etwa alle 2-3 Tage Essensnachschub einholen. Kurz geparkt, kam schon ein Türke mit der Frage: „Do you speak Turkish?“ „No, but Englisch.“ Wieder mal Fehlanzeige, doch er wusste sich zu helfen, griff sein Handy und Googletranslatete … er warnte uns vor der Baustelle, an der wir standen, dass herabfallende Teile Schaden verursachen könnten. Das war echt nett von ihm, auch er hatte ein Teeglas in der Hand. In der ganzen Straße saßen alle beim Teechen, es scheint hier das Yoga zu sein.

Nun aber hinaus, wir wollten uns heute einen schon lang gehegten Wunsch erfüllen, dafür fuhren wir bis zur Talstation des Skilifts, Skifahren heißt hier übrigens „Kayak“ – lustige Verbindung zwischen Sarah und mir. Den Polwan abgestellt, die MTB´s vom Träger, Sonnencreme drauf, Helm auf und in die Pedale getreten. Wie es der Zufall wollte, wurde gerade ab dem Skilift die Straße schlecht. 12 km bis zum Ziel und immer wieder hupende und winkende entgegenkommende Autos. Eine Beifahrerin öffnete sogar das Fenster und beklatschte uns. Für uns taten wir hier völlig normales, für die Bewohner hier wohl nicht. Knapp die Hälfte der Hinstrecke geschafft, standen wir schon am obersten Punkt. Komisch für uns, da habt ihr recht, aber es ging bergab und zwar in den Schlund eines riesigen Vulkans. Erst vorgestern erreichte mich eine Mail, in der stand, dass wir uns doch auf einem Vulkanhochplateau befinden. Das stimmt, Vulkane gibt es hier sehr zahlreich, einige haben sogar noch aktive Öffnungen zur Erdkruste, aber nur als heiße Quellen. Der Versuch, den Vesuv bei Neapel (ITA) zu besteigen, scheiterten an 100 m und des Coronaverschlusses, den Ararat wollten wir nicht mit einem Guide besteigen und so wurde der Nemrut zu einem unser Vulkane in der Reihe. Etliche Moderatoren verbrannten sich am Eyjafjallajöklll (ISL) die Zunge oder verknoteten sie sich förmlich, er war für uns durch sein Schneedach kaum erahnbar, doch nun konnten wir das erste Mal in einen hineinfahren. Auf den ersten Blick sprang uns gleich ein riesiger See ins Auge, der etwa 1/4 der Kraterinnenfläche einnahm. Für uns ging es weit hinab und hinein. Nach etwa 7 km waren wir unten angekommen, um uns herum die etwa 200 m hohen Kraterwände, ein Buchenwald, drei Kraterseen und einfach unbeschreiblich viel Müll. In keinem anderen Land werden wir von so viel Müll begleitet, es tut einfach weh, die tolle Natur zu sehen und wie wenig sie Wert geschätzt wird. Zum Glück hielt das die Sonne nicht davon ab, mit ihren Strahlen das Wasser in ein fantastisches Blau zu verfärben. Es ging nicht anders, Hose runter und hinein. Zum Glück hatten wir auch die Badesachen dabei, als wir Stimmen hörten, sprangen wir schnell hinein und mit dem allerletzten Heben über den Po schielte auch schon jemand über die Felsenkante. Nochmal Glück gehabt. Der Nemrut-Nationalpark, innerhalb des Kraters auf etwa 2250m könnte ein gutes Tourismuskonzept gebrauchen, denn auch Mitte der Woche waren viele Besucher vor Ort.

Auf unserem Rückweg wurden wir gleich zweifach überrascht, einerseits hielt ein Auto, welches uns überholt hatte. Beide Insassen sprangen vor uns heraus und fotografierten uns einfach vor der Kulisse des Kraters. Wir waren wohl Helden für sie. Andererseits trafen wir direkt an der Kraterkante einen deutschen Radreisenden aus Passau, der die Türkei 3 Monate bereist. Unterwegs traf er eine Brasilianerin, die uns kurz nach ihm erreichte. Wir erzählten ein bisschen und bekamen von ihr schließlich eine Einladung nach Kappadokien in ihr Höhlenhaus. Super, Kappadokien liegt sowieso in einigen paar Wochen auf unserer Strecke, so klappt es wohl mit dem Wiedersehen. Bei der Abfahrt schauten wir uns kurz an, es kam der Gedanke, dass uns sowas bei einem normalen Pauschalurlaub oder mit einem Mietwagen nie passieren würde. Auf unserer Reise haben wir so viele Kontakte knüpfen können, man muss aber etwas crazy sein. Wir lieben es und freuen uns über jedes tolle Gespräch oder Bekanntschaft. Mal da ne halbe Stunde und dann mal da und dann rennt die Zeit schon wieder.

Nach unserer Melonenerfrischung am Polwan stand im Raume, noch einmal am See stehen oder weiterfahren. Wir entschieden uns für die Weiterfahrt, um die Kilometer morgen nicht zu haben. Der erste türkische Diesel für umgerechnet 0,669 €/l floss in den Tank. Warum geht das in Deutschland nicht, machen es uns doch so viele Länder vor. Erst gestern las ich, dass Herr Scheuer über eine Spritpreisbremse ab 2€/l nachdenkt. Es zog uns in den Süden 180 km standen auf der Uhr … und mal wieder ein schwerer LKW.Unfall, der zweite heute. Am Morgen war ein LKW in eine Hangbefestigung gefahren, hatte dich gedreht und der Bagger war vom Auflieger gerutscht, nun hatte ein LKW die Kurve nicht gekriegt, war durch die Leitplanke gegangen und im Abgrund samt Hänger auf dem Dach gelandet. Auch einige Checkpoints galt es zu passieren, 3x waren wir an der Reihe, meist reicht das Öffnen der Seitentür, verständlich. Gestern passierten wir den Iran mit einem Abstand von 300 m und damit so nah wie noch nie auf der Reise, führt uns unser jetziger Weg sehr nah an die syrische Grenze. Nur 25 km hinter der Grenze fallen derzeit wieder russische Bomben auf Flüchtlingslager, furchtbar.

Im Dunkeln kamen wir dann an einem für uns improvisierten Stellplatz an, der Fluss neben uns erinnerte uns sofort an den Geschichtsunterricht der 6. Klasse. Was wir in der Schule vermittelt bekamen und wo wir genau sind, dazu morgen mehr.

 

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Unsere 4 Augen - HS Life on Road

Das sind wir, Hardy und Sarah. Wir waren mit unserem Citroen Jumper "Polwan" ein Jahr auf Tour und haben dabei viel erleben dürfen. Schaut doch einfach selbst, was alles geschah.

 

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