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“Oh my God, it´s closed” – Chania (GRE 2.24)

  • Hardy
  • 5. Jan. 2022
  • 4 Min. Lesezeit

04.01.2021 – Eine Runde Glockenspiel folgt aller 30 min, doch irgendwie hörte es sich jedes Mal so an, als ob etwas zum Schluss noch fehlt. Um nicht in einer Stadt stehen zu müssen und die Halbinsel über Chania noch etwas auszunutzen, blieben wir einfach auf dem Kloster-Parkplatz stehen. Kein Dorf folgend sprach dies für eine ruhige Nacht und neben uns hatten wir einen guten Trinkwasserzugang.

Die Räder gar nicht erst aufgeladen, warteten schon auf ihre heutige Betätigung. Knappe 4 km ging es ins Gebirge hinein, anfangs leicht bergauf und dann mal wieder in Serpentinen um und auf die Hügel. Ein großes Eingangstor vor uns und schon war die Betonstraße zuende. Wir standen vor dem Gelände des Klosters Gouverneto und das Eingangsschild verhieß nichts Gutes, denn kurze Hosen waren verboten. Klar in einem Kloster, doch wir wollten überhaupt nicht hinein, sondern nur vorbei. Keine Chance, unser Wanderweg ging mitten durch das Klostergelände, vorbei an einem Gehege mit Gänsen, Hühnern und Schafen. Die Monks sind hier wohl Selbstversorger. Das Kloster geschlossen, sah uns so auch keiner hindurchgehen. Das Klostertor hinter uns geschlossen und dann ging es bergab. Man möchte schon fast auf einem touristenfreundlichen Flipflop-Weg sagen, doch davon raten wir ab. Entlang des gemauerten Weges konnte man sich gar nicht verlaufen, Wanderzeichen sucht man hier auf dem Weg in die Schlucht und zum Meer erstmal vergebens. Der Weg sollte aber einige Highlights bereithalten.

Das erste ist ein zerfallendes Kloster, doch es hat ein Geheimnis. Die Ruinen täuschen nur, in einer Höhle befindet sich eine Felsenkirche, ein Wasserbecken und ein großer Raum mit einem Tropfstein, der nach Sarah´s Aussage wie ein kniender Mensch aussieht. Wer hier Flipflops anhat, hat nun rotstaubige Füße mit etwas Tierendprodukt. Wir hatten sie leider nicht dabei, euch empfehlen wir unbedingt eine Stirnlampe. Unsere Handylampe tat ihr Bestes, doch mit einer Stirnlampe kann man die Tiefe der Höhle noch mehr genießen. Auf dem weiteren Weg kommt man an einer Icecave vorbei, ein klassischer Nachbau, sieht etwa so aus wie ein Iglu nur aus Stein, der Eingang ist sehr flach und schmal, der Innenraum in die Tiefe gesetzt. Hier hatten es sich auch die Ziegen gemütlich gemacht, von einem Hineinkrabbeln sahen wir dankend ab.

Hält man die Augen beim weiteren Abstieg offen, entdeckt man in der gegenüberliegenden Felsenwand einige Höhlen und sogar eine Art Rundhaus. Steigt man noch weiter hinab, steht man verblüfft vor einer Brücke, die bei weiterem Abstieg zu einem Teil des Moni Katholiko wird. Sie verbindet die Gebäude des Klosters und gibt dem Bach genug Raum, um bei Hochwasser und Schneeschmelze abzufließen. Sie wirkt sogar mehr als überdimensioniert. Auch dieses Kloster hat eine Felsenkirche, welche gepflegt wird. Alle anderen Gebäude werden sich selbst überlassen. Hier endet der Flipflopweg und wer wie wir ein bisschen in den Gebäuden umherklettern möchte, braucht dann doch mal einen Sportschuh. Vorsicht Absturzgefahr. Auf einem Gipfel findet man noch den ummauerten Klostergarten. Zwei weitere Höhlen vor und hinter dem Kloster gehen auch in die Tiefe. In einer steht am Ende ein Stalagmit, kurz hinter dem Eingang geht es in die Tiefe, in einen wohl alten Wasserspeicher. Die andere Höhle konnten wir ohne richtiges Licht nicht weiter erkunden, doch eine vollskelettierte Ziege begrüßte uns in ihr. Nun kann man dem mit vorbildlich rot-weißen Markierungen versehenden Weg bis zum Wasser folgen. Auch hier wieder eine Bucht mit hellblauem Wasser und einer Art Bootshausruine. Für mich als „Gernbader“ ist das Baden im Katholiko Fyord aus Glaubensgründen vom Kloster untersagt. Na dann zurück. Am Kloster Gouverneto stand die Tür einen Spalt weit offen, was für eine Einladung. Mit kurzer Hose nur am Eingangstor, kam ein Monk vorbei und erschreckte sich förmlich vor uns. Na gut, er war wohl auch ein bisschen süß, seine Art war putzig. Er schaute uns nur an und sagte: „Oh my God, it´s closed.“ 😊

Vor uns lag die mit 60.000 Einwohnern zweitgrößte Stadt der Insel – Chania. Von unseren Wanderfreunden hatten wir schon einige Tipps erhalten. Jessie arbeitet von April bis Oktober in einem Hotel der Region. Einen Parkplatz in Zentrumsnähe gesucht. In unserer App lasen wir etwas von versuchtem Einbruch am Camper. Also die Beifahrerseite schön einbruchsunfreundlich bis auf 20 cm an eine Mauer parken, dann ist das Risiko schon deutlich reduziert. Chania wirkt sehr groß, doch wirklich sehenswert ist der Stadtkern, also die Altstadt und der Hafen. Vorbei an einem Fort landet man schon fast am Hafen, die Hafenarsenale schicken einen förmlich auf die Hafenmole und den venezianischen Leuchtturm. Vieles in Chania ist im venezianischen Stil gebaut, da hier einst die Venezianer lebten, auch die Osmanen hinterließen in der Baukultur und einigen Moscheen ihre Spuren, bis die Griechen die Insel zurückeroberten. Freunde der Stadt behaupten sogar, dass Chania die schönste Stadt Griechenlands sei und bezeichnen sie als Klein-Venedig. Wer jetzt auf viele Brücken hofft, sucht diese vergebens. Die Altstadt ist ein bunter Strauß an Hausarchitektur. Viele Farben, viele Stile, schmale Gassen, autobreite Gassen. Man kann durch diese Gassen ein-, zwei- oder dreimal gehen und hat sicher noch nicht alles gesehen. Künstlerateliers, alternative Läden, aber vor allem Cafés, Restaurants, kleine Hotels und Rentrooms geben sich die Klinke in die Hand und man merkt, wie alles auf den Tourismus ausgerichtet ist. Vergleicht man die Postkarten der Verkaufsrondelle in den Ladeneingängen, hat der Grafiker ordentlich in den Farbtopf gegriffen und einen Hang zur Übertreibung gehabt oder die Farbe der Gebäude ist im Sonnenlicht ausgeblichen. Die Stadt könnte noch deutlich bunter und fröhlicher werden, viel müsste man dafür nicht tun. Es gibt zentrale Leihräder, wobei man die Altstadt an einem ausführlichen Nachmittag gut besuchen kann. Ist keine Wintersaison, sondern Hochtourismus, möchte ich meine Hand für die Zeitangabe auf keinen Fall ins Feuer legen. Wir profitieren derzeit, wie auch zu den Corona-Lockdown Zeiten von fast leeren Straßen und freier Sicht. Chania lohnt sich definitiv zum Schlendern und Staunen.

Eine schöne Aktion hat die Stadt ab 2011 initiiert, sie heißt Santa Run. Es geht darum, einen weißen Sack mit roter Aufschrift mit Geschenken zu füllen oder füllen zu lassen. Diese gehen dann an kranke oder behinderte Kinder. Dafür gibt es sogar ein hallenähnliches Büro mit viel Information etc.

Da das Wetter uns in den nächsten Tagen nicht unbedingt in die Tasche spielen wird, haben wir unseren Stellplatz knapp außerhalb der Stadt gelegt, so dass wir morgen in zwei verschiedene Richtungen starten könnten. Wir stehen gerade auf einem etwa 15 m Stück, links und rechts von uns ein Strand und hinter uns eine kleine Halbinsel. Mal wieder ein sehr schöner Platz, wenn auch etwas befahren.

 


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Unsere 4 Augen - HS Life on Road

Das sind wir, Hardy und Sarah. Wir waren mit unserem Citroen Jumper "Polwan" ein Jahr auf Tour und haben dabei viel erleben dürfen. Schaut doch einfach selbst, was alles geschah.

 

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