Polwan muss in die Werkstatt – Tuz Gölü (TUR-28)
- Hardy
- 8. Okt. 2021
- 3 Min. Lesezeit
07.10.2021 – Ein Kraftprogramm zwischen oder mit Popeye und Bux Bunny? So ähnlich kamen wir uns heute früh im Parki von Gölbasi vor, nachdem wir auf dem dortigen Spielplatz mit Tartanboden unsere Matten, das THX und Theraband ausgepackt hatten. Den Fitnessparcours banden wir nicht nur in die Erwärmung mit ein. Hinweisschilder auf Türkisch und Englisch weisen auf ein Warm-Up zur Verletzungsvermeidung beim Sporttreiben hin. Im Speckgürtel der Hauptstadt lachten uns die vertrauten Katzenaugen und der Ankaraschriftzug an. Wieder mal fragten wir uns, warum die Jugend an einem Donnerstagmorgen im Park bei Handy und Zigarette abhängen kann.
Den Wassertank noch schnell gefüllt, die Scheiben vom Staub befreit, den Rest übernehmen ja die Rasensprenger 😊 dann los. Gesundheitlich beide etwas angeschlagen, entschieden wir uns für gemütliche Fahrbekleidung, den Jogger. Es sollte sich noch rechen, denn wir waren schneller in der Zivilisation als das Navi sagte. Rechts von uns war etwas zu sehen, Urlauber, Deutschländer und Türken ordentlich angezogen und in Fotopose. Ihr kennt uns, den einzigen Filter, den wir nehmen, ist der morgens für den Kaffee, wir bleiben als ehemalige Sportstudenten authentisch im Jogger 😊.
Angekommen waren wir an einem großen See oder sollte man sagen, dem Rest davon. Denn im Winter, wenn es viel regnet, füllt sich ein großes Becken mit Wasser, welches im Sommer wieder schnell verdunstet. Die Rede ist vom zweitgrößten See der Türkei, dem Tuz Gölü. Das Wasser verdunstet so stark, dass nur das ehemals gelöste Salz zurück bleibt und eine harte, weiße und begehbare Kruste bildet. Viele nutzen es, um sich mit ihrem Namen zu verewigen. Der Eintritt ist frei, allerdings wird man durch eine Art Shoppingmall geleitet. Vorsicht ist geboten, denn das Salz wirkt hart, doch ab etwa 100 m wird es eher weich, scharrt man etwas Salz beiseite, sieht man das sich schnell sammelnde Wasser.
Etwas weiter hatten wir eigentlich unseren Stellplatz geplant, doch wir ließen den Polwan an einer Moschee stehen und schnappten uns die Räder. Na gut, vorher wurden wir mal wieder von einem Deutschländer aus der Nähe von Stuttgart abgepasst. Folgend freuten wir uns, aufgrund der Straßenqualität den Weg nicht bis zum Salzsee mit dem Polwan, sondern mit den Rädern gefahren zu sein. Das Salz aus dem See wird in Massen abgebaut, am Werk flirteten wir etwas mit dem Wachmann, um hereinzukommen. Sein 50/50-Englisch und unsere paar Wörter Türkisch brachten uns zum Lachen und uns den Eingang. Hier hatten wir den Salzsee für uns alleine, konnten sogar mit dem Rad darauf fahren und ein paar Bilder machen. Auf der gegenüber liegenden Seite schöpfte eine Familie kostenlos Salz, sie sprachen uns natürlich auf Deutsch an und wohnen als Deutschländer in Hamburg. Überall lagen die groben Salzkristalle auf der Straße herum, die Räder waren weiß und die Lippen schmeckten salzig. Die vorbeifahrenden LKW-Fahren hupten, machten Lichthupe oder wanken uns zu, viele sind einfach sehr freundlich und herzlich.
Zurück am Polwan und einer Eispause entschieden wir aufgrund der naheliegenden Werkstatt den Polwan einfach mal hinzubringen. Wir hatten es schon länger vor, mein Blick war immer schon kritisch. Kritisch aufgrund der Reifenabnutzung, wir fahren auf VanTourern FourSeason, die für das ganze Jahr gedacht sind. Bedenkt man aber, dass wir bei fast 40 Grad ständig bergauf oder bergab und auf grobem Asphalt gefahren sind, sieht der Verschleiß noch gut aus, ist aber vorn deutlich mehr als hinten. So ließen wir die Reifen von hinten einfach vorne montieren und andersherum. Mit einem Cay vom Laden um die Ecke haben wir 60 TL (6€) bezahlt. Der Herr war sehr freundlich und hat alles sofort gemacht. Nach 22500 km dürfen auch die Hinterräder mal den Ton vorne angeben 😊.
An einem weiteren Spot am See wollten wir auch nochmal schauen, riskierten aber nicht den rilligen Schotterweg hinunter. Von der Bundesstraße beobachteten wir, wie einige mutig auf den See gefahren waren, allerdings nicht mit dem Rad, sondern mit dem Auto und promt stecken blieben …
Dann also doch lieber weiter bis in die nächste Stadt, in einem Park fanden wir einen schönen Stellplatz mit watteweichem Gras vor der Tür. Decke raus, Buch vor die Nase, das hatten wir schon länger nicht mehr. Da kam doch der Gärtner „Sale Maleikum“, er möchte mich nur warnen, dass er den Rasensprenger gleich anmacht 😊.
Heute Abend bekamen wir noch eine Mail von Bekannten aus der Nähe von München, die wir schon in Georgien und Armenien trafen. Da wir beide fast die gleiche Route haben, wollen wir uns einfach mal wieder treffen und etwas gemeinsam unternehmen. Da freuen wir uns schon drauf.
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