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Radreise gefällig? – Tbilisi (GEO-23)

  • Hardy
  • 9. Aug. 2021
  • 4 Min. Lesezeit

08.08.2021 – Unser Platz am Stausee machte sich für die letzte Nacht mal wieder voll bezahlt, abends draußen sitzen, ein abgekühlter Polwan und eine ruhige Nacht. So starten wir bei vollem Sonnenschein und einem Outdoorfrühstück mit einer kleinen Seerunde SUP und einem zu flickenden Reifen. Die Tour im Großen Kaukasus hat ganz schöne Spuren und Arbeit hinterlassen.

Heute hieß es alle Sachen raus … denn wir machen eine Fahrradreise, beide Radtaschen und ein zusätzlicher Beutel waren gepackt mit allen Dingen, die wir so in den letzten 4 Wochen an Wäsche genutzt hatten. Die übervollen Taschen erinnerten mich an die eine oder andere Radreise mit Dirk, für uns ging es aber nur in den 12 km entfernten Waschsalon, der einzige in ganz Tiflis. Die Frequentierung war erheblich, 5 Waschmaschinen und 4 Trockner, von denen einer defekt war für die ganze Stadt … so hatten wir auch noch Pech, dass uns eine der beiden 18 kg-Maschinen vor der Nase weggeschnappt wurde. Ärgerlich, denn 30 min betrug die zusätzliche Wartezeit. Da es in den Waschsalons fast immer WLAN gibt, hieß das für uns Arbeitszeit, es galt Bilder hochzuladen, den Blog zu füttern, Emails zu beantworten, Olympiavideos zu streamen und die weiteren Reiseschritte zu planen.

Interessant ist aber immer, wer sich in solch einen Waschsalon verirrt. So auch eine Amerikanerin, die mit ihrem Partner und 4 Beuteln Wäsche kam. Sie alleine belegte 3 Maschinen, ließ die ältere Dame des Salons unsanft abblitzen, palaberte sie auf Englisch zu und die Dame sie auf Georgisch. Letzten Endes machte sie, was sie wollte, ließ sich nicht helfen und ging nachdem 3 Maschinen sich drehten, kam dann deutlich nach dem Ende der Waschzeit und wollte dann auch noch alle 3 Trockner belegen. Bei Nachfrage ließ sie uns dann wenigstens einen Trockner. Sie hatte sogar Angst, den 4. Beutel Wäsche im Salon stehen zu lassen, ihr Freund fragte sie, wer denn seine dreckigen Shorts klauen sollte. Sarah schritt ein und sagte, sie könnten sie stehen lassen, da wir sowieso da wären. Für eine einzige Maschine kam eine Familie mit 4 Kindern und hielt sich die gesamte Zeit auf, da so ein Salon ja riesig ist. Die Zusammenkunft von vielen Nationen fand zu unserer Zeit definitiv statt. Der Trockner war übrigens der beste, den wir auf unserer gesamten Tour hatten, heiß trotz zweithöchster Stufe und alles trocken.

Auch mit vollen Taschen nutzten wir unsere Tour, um mehr von Tiflis zu sehen. Wir befanden uns im universitären Viertel, hier gab es Busspuren und sogar teilweise super Radwege. Es machte so viel Spaß nach den letzten Tagen im Smog, neben und zwischen den Autos wieder eine Spur für sich zu haben. Das Viertel war modern, die Häuser architektonisch interessant und ein großes Memorial befindet sich noch im Bau und soll nächsten Monat fertig sein. Es rundete unseren Eindruck von Tiflis noch weiter ab und auch mit vollen Wäschetaschen hatte sich die Tour gelohnt.

Zurück am Polwan hatten wir etwa 90 km Tiflis in den Rädern, kannten den Weg mittlerweile auswendig, obwohl wir immer wieder neue Straßen und Viertel abfuhren. Ein Bad im See, der einsetzende Regen kühlte die 39 Grad kurzzeitig auf 31 ab. Am Radthermometer hatte ich nach dem Waschsalon 59,8 Grad, jeder Windhauch war am frühen Nachmittag war ekelhaft heiß … So ging es für uns weiter, einen etwa 1000m langen Rumpelweg mit vielen Wellen und Untiefen bis zur Straße. Nach 10km stoppten wir schon wieder, um uns das Olympische Dorf der European Youth Olympic Games von 2015 anzuschauen. Es war nicht lohnenswert …

Etwas froh waren wir schon, Tiflis zu verlassen, denn der Verkehr war abenteuerlich. Taxis fahren immer, meist ohne zu schauen, verlassen sie sich darauf, hineingelassen zu werden. Taxi fahren auch ohne zu blinken einfach mit 2 m Abstand zum Bordstein rechts ran. Bus halten überall, wo jemand winkt oder hinausgelassen werden will, jedes Überholen ist naja … Viele Georgier fahren Autos aus Japan, das Problem dabei ist das Lenkrad auf der rechten Seite, so sehen sie Radfahrer beim Spurwechsel oder Ausfahrten fast nie. Spannend sind auch ständige Spurverengungen, z.B. von 5 Spuren an der Ampel auf 2 Spuren 100 m später. Natürlich sind die Autos tw. gut verschrammt, ihnen fehlen Stoßstangen oder auch beide Lichter, doch der Verkehr läuft … irgendwie.

Auf unserem Weg gab es neben einer neuen 10kg-Melone auch wieder einen Pass zu bewältigen, der Gombori-Pass führte uns auf 1632 m und in engen Serpentinen wieder hinab. Im Zielort angekommen, merkten wir, wie heiß die Bremsen an allen 4 Rädern wieder geworden sind. Ein gutes Zeichen, dass sie alle arbeiten, schlecht, weil heiße Bremsen nicht gut für den Bremsweg sind. Dank meines Kollegen Gunnar, der mich oft mit Informationen bei Problemen versorgt, kann ich euch mitteilen, dass die nachlassende Bremsleistung als Bremsfading bezeichnet wird. Im schlimmsten Fall tritt man auf die Bremse, doch die Wirkung ist gleich Null. Pausen einzulegen, heißt nicht nur mal den Ausblick von einem Berg genießen zu können, sondern sie können auch Leben retten. Jetzt könnt ihr fast sagen, da hat der Hardy aber gepredigt, passend dazu nächtigen wir heute auch direkt vor einem Kloster.

 



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Unsere 4 Augen - HS Life on Road

Das sind wir, Hardy und Sarah. Wir waren mit unserem Citroen Jumper "Polwan" ein Jahr auf Tour und haben dabei viel erleben dürfen. Schaut doch einfach selbst, was alles geschah.

 

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