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Rückgratfraktur in der Knochenbrecherschlucht – Kapsa (GRE 2.11)

  • Hardy
  • 23. Dez. 2021
  • 3 Min. Lesezeit

22.12.2021 – Ein neuer Tag beginnt, eine neue Chance, die Welt zu entdecken, sie etwas besser zu machen und sich nicht von der derzeitigen Stimmung anstecken zu lassen. Etwas komisch ist es schon, wenn wir nachrechnen müssen, vor wie vielen Monaten wir geimpft wurden, ob die Impfung dann noch als aktuell anerkannt wird oder wir wieder als ungeimpft gelten. Da fragt man sich, ob man überhaupt noch in sein Heimatland einreisen kann oder aber auch möchte. Von außen betrachtet, erkennen wir unser Land und die Menschen kaum noch wieder und das nach nicht mal einem Jahr.

Genießen wir einfach den Sonnenaufgang und freuen uns, dass es unseren Familien und Freunden gut geht, die Infizierten auf einem guten Weg sind. Das Board blieb erstmal unterm Polwan liegen, denn das Wetter hatte Kapriolen abgekündigt. Das Kapsa Kloster bekam heute seine zweite Chance. Heute stand uns die Tür zum Klosterhof offen, doch weder Kirche noch der Weg zur Höhle waren geöffnet. Vielleicht war die Haupttür auch nur unbewusst offen. Es gab trotzdem einen schönen Blick und wir wissen nun, dienstags werden die schwarzen Umhänge gewaschen und mittwochs die schwarzen Socken. Etwa 30 derer hingen auf einer Leine im Innenhof direkt hinterm Eingang.

So ging es zu dem eigentlichen Highlight. Heute wartete die Pervolakia-Gorge auf uns. Schon am Eingang sah man, warum es sich nach starken Regenfällen oder während der Schneeschmelze nicht empfiehlt, in eine Schlucht zu gehen. Die Straßenbrücke war durch die Wassermassen zerstört und behelfsmäßig ersetzt worden. Sichtbar ist dies in allen Schluchten durch das Treibgut, das rechts und links hängen geblieben ist. Dabei sind die Flüsse zu den normalen Zeiten meist fast ausgetrocknet. In der Schlucht ging es vorbei an vielen Kletterrouten, das Gestein erhob sich mehrere Hundert Meter und immer wieder waren Höhlen ausgespült. Es ging mehr hoch und runter als wir dachten, über großes Flussgestein, auf den 3,5 km sind immerhin 600 hm zu überwinden. Unterwegs begegneten wir einer komisch röhrenden Ziege, sie hatte wohl eine andere Tieridentität oder war krank. Es sollte einige freuen, die am Himmel kreisten. Wir sahen neben den Krähen auch 5 Geier, die mit ihren Schwingen majestätisch am Himmel glitten und nur ganz wenige Flügelschläge benötigten, um zu steigen. Sarah fasste so schön zusammen, „Geier sind eben die Fleischer der Natur.“ Und mit Sicherheit sind sie nicht wählerisch. Doch die Kraxelei und das Laufen an den Felswänden hatte wohl neben dem natürlichen Tod einige Opfer gefordert. Immer wieder liefen wir vorbei an Tierskeletten oder Teilen von Tieren, was die Geier übrig gelassen hatten. Bei ihrer Arbeit waren sie sehr gründlich. Plötzlich rief Sarah, sie hätte einem Tier den Rücken gebrochen. Beim Klettern war sie auf die Wirbelsäule einer wohl Ziege getreten und sie brach. Doch auch hier liefen ganz viele junge Ziegen herum, drei erwischten wir beim spielerischen Kämpfen gegeneinander.

Für die Schlucht waren wir mit flachen Wanderschuhen ausgestattet, nichts anderes würden wir auf den teils schottrigen und steilen Abwärtswegen empfehlen. Trittsicherheit und etwas Kletterei ist notwendig, nicht unbedingt eine Einsteigerschlucht, dafür aber sehenswert.

Wettermäßig hatten wir heute einen wechselhaften Tag erwischt, ab und zu mal grauer Himmel, dann wieder Sonne, Temperaturen, die für Jacke aus, Jacke an und Jacke aus sorgten. Der Wind war wieder ordentlich, so blieb das Board unterm Polwan, bzw. wurde ungenutzt eingeladen.

So hatten wir noch Luft für einen anderen Pin unserer Landkarte. Der Name war klingend – Butterfly-Gorge und sah nach einem kurzweiligen Vergnügen aus. Wie man sich täuschen kann. Hinter einem Park ging es in die Schlucht hinein, das Schild forderte uns schon auf, Wasser mitzunehmen … check – haben wir nicht. Gehen in der Gruppe – zwei ist eine Gruppe. Und einen Helm aufzuhaben – Cappy und Stirnband bedecken den Kopf ausreichend. Ein Helm macht nach unserer heutigen Steinschlagerfahrung in der anderen Schlucht durchaus Sinn, vor allem beim Klettern. Wer schonmal Steinschlag mitgemacht hat und ihn nur gehört, aber nicht gesehen hat, weiß um die ungewisse Lage. Am Säntis hatten wir es mal in der Nacht, im Zelt auf dem letzten Rasenplatzerl schlafend, dass Steinschlag in den Kessel niederging … kein schönes Gefühl. Gerade Tiere wie Ziegen und Schafe sorgen oft dafür. In der Butterfly-Gorge fanden wir brüchiges Konglomeratgestein vor, aber auch anstoßfähige Durchgangshöhen. Einsetzende Regenschauer zwangen uns zum Unterstellen in den ausgewaschenen Höhlen. Der Entdeckergeist war noch nicht bereit sich in den Bus zu setzen 😊. Durch einen mückengefüllten Schilfwald hindurch, Wasserbecken überquerend und an einem alten Aquädukt vorbei. Unser kurzweiliger Ausflug zog sich durch die Regenpausen und der wohl schönste Teil nach der eigentlich geplanten Strecke musste dem Regen weichen. So ist es eben manchmal, so ist es eben gerade, der Regen steuert schon unseren Tag. Die Schlucht ist einfach mit normalen Schuhen begehbar und mit geringer Schwierigkeit. Geht man die Strecke von 6,5 km kommt man noch in die Red-Butterfly-Gorge.

Übrigens trafen wir beim Einfahren auf den Parkplatz mal wieder die beiden Camper von gestern, ein wiederholtes Winken. Wenn es so weiter geht, können wir gleich Weihnachten zusammen feiern.

 

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Unsere 4 Augen - HS Life on Road

Das sind wir, Hardy und Sarah. Wir waren mit unserem Citroen Jumper "Polwan" ein Jahr auf Tour und haben dabei viel erleben dürfen. Schaut doch einfach selbst, was alles geschah.

 

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