top of page

Scharfe Schüsse Bergkarabach – Goris (ARM-9)

  • Hardy
  • 23. Aug. 2021
  • 4 Min. Lesezeit

22.08.2021 – Wüste … man merkt es abends und man merkt es morgens, da zieht man die Bettdecke doch mal lieber etwas höher. Es wird schon empfindlich kalt in der Nacht, die zweistelligen Gradzahlen verlassen wir definitiv, heute Morgen waren es auch nur 12 im Bus. Dafür ist man aber fit, ausgeschlafen und früh wach. So auch heute.

Das windstille Wetter nutzte ich für eine ausführliche SUP-Einheit, doch schon nach 10 min wurde südlich geschossen. Hatten wir in Rumänien am Schwarzen Meer noch gewusst, dass die Armee beim Abschießen der verschiedenen Raketen „nur spielt“, wissen wir, dass es hier um Landterretorium und Leben geht. 5 Kanonenschläge in unregelmäßigem Abstand. Nach dem 2. Kanonenschlag drehte ich lieber mit Blick zur Staumauer ab, weiss man auch gar nicht, ob es sogar einem selbst galt, da der Stausee vielleicht nicht zu befahren ist. Sicher und etwas versteckt am Land ging es weiter. Sarah absolvierte eine sportliche 1200. Als ich wieder anlandete, flog plötzlich eine Drohne über uns, damit war der Agentenkrimi perfekt.

Wie gestern geschrieben, hatten wir etwas Bammel bzgl. unseres Resttanks, es wurde noch etwas krimineller. Die erste Tankstelle gab es nicht mehr, die zweite mussten wir bei Besichtigung auslassen, war doch das Aussehen nicht ganz vertrauenswürdig. Sprichwörtlich mit dem letzten Tropfen rollten wir dann bei einer Tankstelle ein, froh, vorher keinen Pass mehr gehabt zu haben. Das böse Erwachen kam, als er uns mittelte, keine Karte anzunehmen. Glücklicherweise steckten 15000 ADM im Portemanaie. Wir mussten zusammen mit dem Tankwart lachen. Die Zapfsäulen waren ein altes Importprodukt aus Österreich, der Preis war in Schilling angegeben und ihr wisst, wie lange wir den Euro schon haben 😊. 31 Liter tauschten den Besitzer.

Auf dem Weg zum ersten Spot lief uns auf einmal ein ungewöhnliches Monument über den Weg. Die meisten Monumente sind klotzig und naja sowjetisch, doch dieses ließ uns den Blinker setzen. Könnt ihr euch noch an Melnik (BUL) erinnern, dort besuchten wir Sandpyramiden, hier ist das Gestein ähnlich und sie werden hier Goris Bells (Glocken) genannt. Schon bei der Fahrt nach Goris sind uns die Gesteinsstrukturen aufgefallen, bei einer kleinen Wanderung sahen wir davon noch viel mehr und oben drauf, immer ein großer Stein.

Die Pause nutzten wir gleich für ein Eis, bis es noch etwas weiter ging. Unser Parkplatz war heute bestens bewacht. Direkt vor einer Kaserne beobachteten uns die Soldaten und wachten dann auch über den Polwan … Jungspunde in Uniform, wie die sich über eine Melone freuten. Wir sattelten die Räder, sah uns doch der Schotterweg zum nächsten Spot nicht ordentlich genug aus. Wir sollten recht behalten, trotzdem quälten die Armenier ihre Autos darüber. Eine frisch gewienerte und verspiegelte S-Klasse fuhr die 4 km mit weniger als Schrittgeschwindigkeit.

Wo ging es heute hin? Nach Chndsoresk, dieser Ort hat eine schwere Geschichte hinter sich und musste sogar umgesiedelt werden. Erinnert ihr euch noch an das italienische Sassi, welches wir besuchten? Am Ort angekommen, wurden wir schon von einem örtlichen Guide abgefangen und mit Informationen zugebombt. Wir entschieden uns trotzdem gegen sie, da das Laufen mit einem Guide meist unter Zeitdruck passiert. So gingen es für uns die 430 Treppenstufen hinunter und über eine lange Hängebrücke, die ein Geschenk eines Dorfbewohners war. Bei mittlerem Wind und max. 63 m Höhe schwankte sie kräftig und man sah die Menschen wanken, sich mit beiden Händen festhalten und bleich im Gesicht. Auf der anderen Seite erwartete uns ein zerstörtes Dorf. Mit dem Einlaufen der Sowjets wurden ganz besondere Häuser zerstört, Höhlenhäuser. In den weichen Sandstein schürften die Bewohner üppige Höhlen und von vorn wurde eine für hiesige Verhältnisse normale Hausfassade gebaut. Für die Sowjets schlecht überwachbar, duldeten sie diese Wohnweise nicht und bauten nach der Zerstörung ein Dorf auf dem Berg auf. Bis 1975 hielt sich trotzdem noch die letzte Familie in einem Höhlenhaus. Noch heute sind die Hausnummern, einzelne Räume, Mühlensteine und Bodenkühlschränke zu erkennen. Zwei Kirchen verschonten die Sowjets damals, war der Respekt vor Gott wohl wenigstens da. Was muss es für ein Drama gewesen sein, diese besondere Heimat so zu verlieren. In allen Felsen rund um das Tal sind noch heute die Höhlen sehr gut zu erkennen, viele sind begehbar, doch man darf nicht erschrecken, wenn aus einem Raum auf einmal ein Kuhkopf herausschaut. Wir können die Höhlen definitiv empfehlen, doch fahrt die letzten Kilometer nicht mit dem eigenen Auto. Übrigens absolvieren fast alle die 430 Stufen nach unten, für den Weg nach oben stehen Taxis bereit und auf der anderen Talseite sahen wir niemanden wie uns nach oben laufen 😊 ihr habt also fast alles für euch. Auf unserem Weg zurück zum Polwan hupten uns die Autofahrer zu und hielten den Daumen nach oben, scheinbar fährt die Strecke niemand mit dem Rad.

Von den Höhlen ging es direkt nach Goris zu unserem ersten ausführlicheren Stadtbummel, wir hatten schließlich noch einen halben Nachmittag Zeit. Goris ist so etwas wie die Kreishauptstadt mit einem von einem deutschen Architekten entworfenem Zentrum. Die Häuser sind typisch mit Feldsteinen und grauer Betonumrundung um die Steine gebaut. Diese Bauart zieht sich durch die Straßenzüge. Auf dem Hauptplatz steht sogar ein kleiner Eiffelturm und ein Rubik im Kulturhaus. Nach einem Einkauf nutzten wir mal wieder öffentliches Wlan, um die Cloud mit Bildern zu füttern und dann führte uns der Weg noch an den morgigen Spot. Es erwarteten uns 10 Armenier am Stellplatz bei ihrem Stammtisch.

 


留言


DSC01243.JPG

Unsere 4 Augen - HS Life on Road

Das sind wir, Hardy und Sarah. Wir waren mit unserem Citroen Jumper "Polwan" ein Jahr auf Tour und haben dabei viel erleben dürfen. Schaut doch einfach selbst, was alles geschah.

 

© 2023 Die Welt sehen. Erstellt mit Wix.com

bottom of page