Schlafentzugshorror Tag 3 – Batumi (GEO-3)
- Hardy
- 21. Juli 2021
- 3 Min. Lesezeit
19.07.2021 – Die Nacht hatte es also in sich, abwechselnd schliefen wir sogar auf dem Boden, da es dort bei offener Seitentür etwas kühler war. Wenn wir auf 3 h kamen, war es wohl viel. Liest man derzeit die Berichte über die ganzen Flusshochwasser in NRW, Bayern und Österreich, mögen wir nicht jammern und drücken die Daumen für die Regionen.
War der ganze Parkplatz noch frei, gesellten sich mal wieder links und rechts von uns Autos, neugierig vor uns stehend und immer wieder hineinschauend. Dabei aßen wir noch unser Outdoorfrühstück. Sind wir Blicke mittlerweile gewohnt und grüßen die Leute etwas frech, war es doch unangenehm. Der Kaffee half gegen die Müdigkeit, der Sprung ins relativ warme Wasser weckte zwar nicht unbedingt die Lebensgeister, trug trotzdem zum Wohlbefinden bei. Wir besuchten noch die Flussmündung unseres gestern begleitenden Flusses.
Dann also auf in die Stadt, es wartete nach einem kurzen Einkauf, Milch ist hier etwa doppelt so teuer im Vergleich zu deutschen Preisen, die mittägliche Rushhour Batumis. Die Straßen haben keine Linien, jeder fährt von links nach rechts und umgekehrt. Blinken tut hier sowieso keiner, geparkt wird, wo gerade kein Auto steht. Busse halten überall, wo die Menschen ein- oder aussteigen wollen. Vollbremsungen häufen sich. Teilweise wird der Verkehrsfluss von Polizisten unterstützt. Hier finden wir auf jeden Fall eine andere Autofahrmentalität vor. Nicht umsonst fahren wohl etliche Autos ohne Front- und Heckschürze herum. Dachten wir nach dem Hafen Batumis etwas Besserung zu haben, hieß es Pusteblume, volle Action und immer in der Hoffnung niemanden im Auto zu haben.
Sarah hatte als Ziel den Batumi Botanical Garden herausgesucht, hier kann man sogar gegen eine Gebühr mit seinem Camper übernachten, genau das richtige nach so vielen schlechten Nächten in letzter Zeit. Wir erfuhren, dass der Tarif erst ab 19 Uhr galt. Eine kurze Mittags- und eigentlich Schreibepause, wir kommen durch den Strand und die Aktivitäten kaum noch zum Schreiben, wurde von einem Kopf neben mir unterbrochen.
Der Kopf stellte sich mir als Ilia vor, wir kamen in ein langes Gespräch auf Englisch. Ilia war lange Zeit Fallschirmjäger der georgischen Armee und hatte dann an einem Fortbildungskurs des FBI in Washington D.C. teilgenommen. Es zog ihn nach New York, wo er etwa 9 Jahre arbeitete. Vor einigen Jahren kam er zurück nach Georgien – Tiflis und macht nun Rundreisen mit Touristen. Perfekt für uns, von ihm lernten wir sehr viel über die Geschichte Georgiens, die Verbindung und Kriegshilfe D – GEO und die politische Situation. Wir wunderten uns über das pompöse Auftreten Batumis, die vorherige Regierung war sehr europaorientiert und konnte viele Hilfen und Firmen für sich gewinnen. Die aktuelle Regierung ist wiederum sehr russlandorientiert. Ihr kennt die politischen Konflikte in der Kaukasusregion… Er schenkte uns noch ein original georgisches, süßes Brot und lud uns ein, etwas mit ihm zu unternehmen, wenn wir Tiflis erreichen.
Die Zwischenzeit überbrückten wir am nächstgelegenen Strand und es ging rein in das Wasser, raus aus dem Wasser und das immer wieder. Heute fühlte sich so richtig nach Urlaub an. Hier ist es auch Gang und Gebe, über die Eisenbahngleise zum Strand zu laufen. Turn left, turn right and go go go 😊.
Wieder zurück am Botanical Garden ging es für 20 Lari/Pers. (5,50 €) und ein uns geöffnetes Tor auf eine Stellfläche, naja dazu auserkorene Wiese. Getreu dem Film „Nachts im Museum“ heißt es heute für uns „Nachts im Botanischen Garten“. Bis zum Sonnenuntergang durchliefen wir das riesige Areal schon fast 1x. Die Größe ist wirklich beeindruckend, es bieten sich viele Schauplätze für schöne Fotos, gerade in der goldenen Stunde. Sarah erkannte sogar Plätze, wie einen liegenden Baum von ihrem ersten Besuch hier.
Danach hieß es lüften, was die Moskitonetze hergaben. Da der Park schon für Besucher gesperrt war, ließen wir den Bus offen stehen und gingen durch einen uns gezeigten Schleichweg zum Strand, wo wir noch einen traumhaften abschließenden Blick auf das wild blinkende und erleuchtete Batumi hatten.
Können wir euch Batumi im Fazit empfehlen. Ein ganz klares JA, es wird dem Besucher extrem viel geboten. Neben einem 7 km langen Boulevard, den man flanieren oder beradeln kann, können einem fast die Augen aufgrund der vielen Häuser verschiedenster Architektur herausfallen. Man darf sich auch nicht wundern, wenn ein 6-Geschosser schier verloren dazwischen aussieht. In der Stadt gibt es im interessanten Bereich auch extra Radwege, doch Vorsicht, wenn ihr zu weit vom Strand in die Tiefe geht, dann wird der Verkehr wilder. Ihr könnt Räder ausleihen, super günstig mit dem Bus und mit einem Cablecar auf den Berg fahren. Es gibt ausgeschriebene Radrouten, Shoppingmalls und Schiffsausflüge usw. Batumi, why not?
Hoffen wir auf eine ruhige Nacht, allein im Batumi Botanical Garden, wir werden es euch mitteilen.
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