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Schluchtenurwaldgrün – Gorge Richtis (GRE 2.5)

  • Hardy
  • 17. Dez. 2021
  • 3 Min. Lesezeit

16.12.2021 – Der Wetterbericht ließ für heute Gutes erahnen, doch mit der Aussage „kein Regen in der Nacht“ behielt er nicht recht, es regnete fast die gesamte Nacht. Doch pünktlich zum Öffnen der Seitentür hörte der Regen auf, sogar Fetzen von Blau waren zu erkennen. Ein durchwachsener Tag war angekündigt. Inseltemperaturen von 13 Grad inklusive. Ganz so kühl hatten wir es uns dann doch nicht vorgestellt.

Wie gestern Abend besuchten wir nochmals die Cha-Schlucht, wir wollten sie bei Tageslicht anschauen. Des Weiteren befinden sich unterhalb des Ausgangs drei alte Wassermühlen. Das Wasser aus der Schlucht wird über Leitungen und Kanäle zu zylinderförmigen Bauwerken geleitet, in denen es dann in die Tiefe fällt und Wasserräder antreibt. Meist wurde die Rotation in den darunter befindlichen Gebäuden zum Mahlen von Mehl genutzt oder anderen Arbeiten. Stille Zeitzeugen, die nach und nach verfallen, aber auf Kreta in allen Schluchten auftauchen.

Weiter auf den kretischen Straßen Richtung Osten, nach knapp 40 km stellten wir den Polwan wieder ab und machten das, was wir uns für die Insel vorgenommen hatten. Wir packten den Rucksack, schnürten die Wanderschuhe und starteten die Relieve-App. Gegen den stürmischen Wind und die drohenden grauen Wolken packten wir die Regenjacken lieber ein. Wir folgten einem heißen Tipp. Der Weg führte wieder durch etliche Olivenhaine, auch hier wurde geerntet. Die Oliven wurden nicht mit Holzstäben abgeschlagen, sondern mit einer Art doppelseitigem Freischneider, der durch Rotation die Oliven abschlägt. Entgegen der Türkei werden die Olivenbäume in Griechenland stark beschnitten. Es ging immer höher und die bergige Landschaft war beeindruckend, kaum eine Insel vermag so viele Gebirge und so wenig ebene Fläche zu haben. Die Nordseite ist sehr grün und die Berge in Terrassen mit Trockensteinmauern angelegt. So wurde die Fläche deutlich erhöht und Landwirtschaft sinnvoll. Interessant ist auch immer wieder, über welche Wege die Griechen ihre Pickups treiben. Der stürmische Wind konnte den Blickgenuss zwar nicht schmälern, war aber fast eisig, wir hatten es mit max. 10 Grad zu tun. Die Prognose war wohl eher optimistisch. Immer wieder stehen kleine Kirchen an den Wegesrändern und man fragt sich, wer diese überhaupt besucht.

An der Küste erwartete und das tosende Meer, aber auch der Anblick einiger Buchten und Gebirgsmassive. Der Wanderweg sollte sich nun gänzlich ändern, aus Olivenhainen, Plateau und Kirchen wurde der Langstreckenwanderweg GR 17, aber auch die Georoute 17. Die Unesco hat das Areal, in dem wir uns gerade befinden als besonders hervorhebenswert und es als Unesco-Geopark eingestuft. Grund dafür sind die geologischen Beschaffenheiten und Gesteinsvorkommen. Wir gingen in die Gorge Richtis – sie ist wohl eine der beeindruckendsten Schluchten Kretas, etwa 4,5 km lang und mit einem Höhenunterschied von 350 m. Die in Süd-Nord-Richtung verlaufende Schlucht beinhaltet einen kleinen Fluss, der ständig zu übersteigen ist. Rutschfeste Schuhe und Trittsicherheit auf einzelnen Steinen im Wasser empfehlen wir auf jeden Fall. Man taucht gefühlt in einen Urwalt ein, eine Mischung aus Palmen, Feigenbäumen, Lianen usw. bildet einen so dichten Bewuchs, dass die Felswände teils nur zu erahnen sind. Der Wasserlauf bildet zwischenzeitlich einen etwa 20 m hohen Wasserfall, der über einen völlig vermoosten Stein fällt. Vom Moos tropft es nur so vor Feuchtigkeit. Der Besucher wird über zahlreiche Stege, Treppen und immer entlang der sehr guten rot-gelben, manchmal auch rot-gelb-weißen Markierungen geführt. Es wimmelt in der Schlucht nur so vor Fotomotiven. Erreicht man die Lachana-Stone-Bridge, ist der Zauber vorbei. Wer die Augen zwischenzeitlich offen hatte, hat neben einer Wassermühle und mehreren fast völlig zugewachsenen Hausruinen auch Orangen- und Mandarinenbäume erspäht. Die gerade reifenden Früchte füllten unseren Rucksack ordentlich, für Vitamine haben wir gesorgt. Je nachdem, ob man das Auto am unteren oder oberen Eingang der Schlucht geparkt hat, heißt es nun noch ein paar Meter hinauf oder den Rückweg antreten. Wer sich dafür nicht mehr in der Lage fühlt, kann von den zahlreichen Visitenkarten eines Taxiunternehmens Gebrauch machen.

Für uns endete der Rundweg mit etwa 16 km, 800 hm und 4,5 h Gehzeit am Ausgangspunkt. Immer wieder schaffte es die Sonne mal durch die Wolkendecke, während der Wanderung blieben wir trocken, doch danach hieß es Wolken lasst fallen, was ihr nicht halten könnt. Ein kurzer Einkauf und dann bezogen wir unseren neuen Stellplatz am Strand von Sitia, wind- und gischtgeschützt hinter ein paar Büschen. Was sagt das Wetter für morgen? Lieber den Wetterbericht schnell wieder schließen 😊

 

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Unsere 4 Augen - HS Life on Road

Das sind wir, Hardy und Sarah. Wir waren mit unserem Citroen Jumper "Polwan" ein Jahr auf Tour und haben dabei viel erleben dürfen. Schaut doch einfach selbst, was alles geschah.

 

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