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Schon morgens Wein? – Chişinău (MDA-3)

  • Hardy
  • 10. Juli 2021
  • 4 Min. Lesezeit

09.07.2021 – Wieder mal eine Feier neben uns bis weit in die Nacht, wobei die Musik ja meistens nicht das Schlimme ist, sondern die mitten in der Nacht vorbeifahrenden Autos. So ging es heute Morgen etwas zerknirscht im Gesicht nochmal unter die Stranddusche. Wir wollten doch fit sein für das, was nun vor uns lag.

Die Fahrt von etwa einer Stunde unterbrachen wir an einer Tankstelle mit WLAN und erfuhren, dass unser Termin um eine Stunde verlegt wurde. Gefrühstückt wurde erst am Zielort, zur Sicherheit ließen wir uns diesen Puffer, doch mit nüchternen Magen wollten wir keinen Zwitschern.

Richtig, unser Ziel war heute einer der weltweit bekanntesten Weinkeller, nämlich der in Cricova. Ihr werdet euch denken: Nie gehört … hm um 1940 kam in der Sowjetunion etwa jede 2. Weinflasche aus diesem Weingut. Nicht umsonst nannte man das heutige Moldawien den Weinkeller der Sowjetunion. Doch vorher sahen wir noch 4 LKWs, die mich der Heimat näher sein ließen, als gedacht. Schon vom Weiten war die markante Aufschrift eines magdeburger Umweltentsorgers zu erkennen, beim Blick auf die Fahrertür, stand auch noch die magdeburger Adresse darauf. Schon kurios manchmal.

Der Eintritt für die Early-Bird-Führung beträgt 185 Lei/Pers. (9€). Nachmittags oder am Wochenende legt man 5 € mehr auf den Tisch. Des Weiteren kann man zwischen Führungen ohne Verkostung, 3 oder 8 Verkostungsweinen und der traditionellen Verkostung mit reichlich Speisen wählen. Der Preis steigt dann natürlich. Etwas geschockt waren wir, dass ein so riesiges Weingut nicht mal einen Parkplatz besitzt, sondern alle auf der Straße parkten. Der freundliche Flattermann öffnete das Absperrband zum Durchgang. Alles nicht so pompös wie gedacht, doch geht man erstmal auf das WC im Restaurant, flattern einem nicht die Ohren, sondern die Augen. Gerade für uns mit einem knappen Quadratmeter Bad der pure Luxus, alles eingebaut in eine Höhle.

Mit einem längeren Golfcar geht es dann in die Höhle, mehrere Stationen an historischen Weinfässern jeder Größe, dem Lagerraum der Sektkellerei, die Damen drehen hier in 6h etwa 30.000 Flaschen, ein Hoch auf die Sehnenscheiden … Die Flaschen werden entkront, bei -21°C kurz gefroren, damit der Satz herausgezogen werden kann, gleich aufgefüllt und dann verkorkt. Ziemlich einfach, aber interessant.

Den ersten Sprudelwein gab es dann schon um 10:30 Uhr, also morgens halb 10 in Deutschland keine Haselnussschnitte, sondern Wein, kann man mal machen. Dazu ein Film über die Entstehung des Weinkellers, mit 120 km Länge, ein ziemlich großer Weinkeller, der zweitgrößte in Moldawien, genutzt werden etwa 80 km. Im Museum lagern die teuersten Tropfen und die älteste Weinflasche von 1902, selbstverständlich nicht mehr genießbar. Viele bekannte Politiker, auch Frau Merkel lagern ihren Wein hier. Die Ahnentafel der Lageristen ist schier das Bild des WHO-IS-WHO. Die Korken schimmeln nicht nur, sie sind bei den ältesten Flaschen eher flauschig, aber Millionen wert.

Vier verschiedenen prunkvolle Themenräumen, wie Moldawien, Nautic, Geschichte Moldawien können gebucht werden. Wladimir Putin feierte im größten Raum übrigens seinen 50. Geburtstag. Jeder Stollen hat ein extra beleuchtetes Straßenschild, meist aus der entsprechenden Region des Weines. Es ist ein Schwelgen im Luxusleben der Schönen und Reichen und absolut einen Besuch wert. Zum Abschluss gönnten wir uns noch zwei Flaschen eines guten Tropfens. Aus jedem Land wollen wir ja mindestens einen Wein probieren. Tipp von uns: Besucht ihr den Weinkeller, nehmt die günstigste Tour und lasst die Differenz des Eintrittspreises lieber im Laden, da habt ihr mehr von, dort beraten sie euch auch 😊.

Für uns ging es nun weiter nach Chişinău (Kischinau), der moldawischen Hauptstadt. Nur 5 km vom Zentrum entfernt an einem See mit riesiger Beach-Soccer-Arena stellten wir den Polwan sicher ab und schwangen uns auf die Räder. Am Ortsrand von großen Plattenbauten geprägt, machte das Radfahren nur teilweise Spass. Die Gehwege hatten den Zustand der Straßen, teils schlaglochreich andererseits sehr gut gepflastert. Doch mit dem rot gepflasterten Streifen können die Bewohner wohl nichts anfangen, schauten sie ziemlich verdutzt, weil wir ihn selbstverständlich für uns beanspruchten. 😊

Besucht haben wir das historische Stadtviertel, wobei nicht so viel Historisches übergeblieben ist, außer zwei Straßenzüge, das Nationaltheater, einige Kirchen, Parlaments- und Regierungspalast und die Olympiaallee. Dazu passend beginnen ja auch bald die Olympischen Spiele in Tokio. An einem Publicviewing-Platz nutzten wir das Internet relativ lange für die Planung der weiteren Reise. Ich hatte ja bereits geschrieben, wir sind getaktet, nun noch etwas straffer getaktet. Doch waren wir wieder einmal kurz davor, die Reise in Richtung Skandinavien zu ändern, da eine Reihe von Covidhindernissen vor uns liegt und wieder einige Dinge, die wir bereisen wollten, wohl nicht klappen. Es steht einfach viel in Frage, was uns nicht immer glücklich macht, da man einfach nie nur eine Woche planen kann. Derzeit könnte jederzeit die Rückfahrt drohen.

Was bleibt von Chişinău, es ist eine Stadt, die keine richtigen Attraktionen hat, doch ist sie so ganz anders als das bisherige Land. Es schreit förmlich aus jeder Ecke nach Europa, sahen wir bisher noch einige Ladas und Gedenken an Russland, wirkt Chişinău viel westlicher, sauberer und frecher. Natürlich gibt es einige attraktive Gebäude, doch man sollte einfach viel genauer schauen. Ist die Stadt einen Städtetrip wert? In Verbindung mit dem Weingut oder Orheiul kann man hier durchaus mal drei Tage mit 35 km Radius um Chisinau einplanen.

Das heiße Wetter nutzten wir dann zu einer ausgiebigen SUP-Einheit, wobei auch hier das verbindende Paddeln auf 3 Seen vom Bademeister nicht gewollt war, aus Genusspaddeln wurde dann einfach Training. Das Wasser war mittlerweile schon so warm, dass von Abkühlung nicht mehr zu sprechen ist. Doch Baden bei über 30 Grad ist einfach immer schön.

 

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Unsere 4 Augen - HS Life on Road

Das sind wir, Hardy und Sarah. Wir waren mit unserem Citroen Jumper "Polwan" ein Jahr auf Tour und haben dabei viel erleben dürfen. Schaut doch einfach selbst, was alles geschah.

 

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