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Schön? Auf den zweiten Blick – Lwiw (UKR-6)

  • Hardy
  • 3. Juli 2021
  • 3 Min. Lesezeit

02.07.2021 – Langsam fahren nur die, die schauen wollen, was ein deutscher Transporter in ihrem Dorf macht, die anderen lassen einfach nur Schotter fliegen. So war es am Abend, in der Nacht und am Morgen. Doch richtig erholt, schauten wir in so manches in den Polwan schauende ukrainisches Gesicht.

Hatten wir gestern Abend noch das gute Wetter zu einem kleinen Spaziergang genutzt und gestaunt, wie sehr der See schon abends dampfte, musste ich auf dem SUP heute Morgen schnell wieder an Land, denn das Wasser war so heiß, dass es unangenehm war. Das nahe gelegene Kraftwerk nutzt den Stausee als Kühlwasservorrat und pumpt das heiße Wasser am Ende des Sees wieder hinein. Dies ist wohl einer der wenigen Seen, die im Winter nie zufrieren.

Merkte gerade ich, wie mir der körperschaffende Sport zurzeit fehlt, müssen wir demnächst wieder auf körperlichen Ausgleich achten. Etwas früher als gewollt brachen wir so die Zelte ab und machten uns auf den Weg in eine vom Krieg fast verschonte Stadt – Lwiw oder zu Deutsch Lehmberg.

Durchkreuzten wir die Ringstraße, wurde der Verkehr schnell dick, an einer der zahlreichen Autoselbstwäschen fanden wir flux rechts einen Parkplatz, es sollte sich noch als Glückstreffer herausstellen. Die Räder vom Träger und auf in das, was nach unserer Recherche in maps.me das Zentrum sei. Viele Museen, eine enge Straßenstruktur sprechen meist dafür.

Nach etwa 7 km, standen wir dann direkt vor dem Gesicht der Stadt, dem Rathaus mit Glockenturm, welches auch ein Grand Café beinhaltet, in dem die Kellnesen (genderfrei :-) ziemlich interessante und bunte Hosen trugen, aber auch die Touri-Info. Mit Stadtplan bewaffnet und einigen Empfehlungen schickte man uns in die Schlacht. Eine wahre Schlacht, anfänglich mit Baustellen, was immer gut ist, denn da entwickelt sich was und vor allem mit dem Verkehr. Wir erlebten teilweise Knotenpunkte, in denen Autos, Straßenbahnen und Busse ineinander standen und nichts mehr ging außer die Hupen.

Wir besuchten einen der größten und schönsten Friedhöfe der Ukraine, den Burgberg mit schneckenförmigem Aufstieg. Schon hier fiel uns auf, wie viel Baumbruch überall lag. Einer der letzten Stürme hatte Lwiw in den zahlreichen Parks unzählige Bäume gekostet.

Bereits die Hinfahrt war sehr abgaslastig, wenn man sieht, was die Busse an Wolken ausstoßen, mag man einfach nur die Luft anhalten. Im Ring um die Innenstadt von Lwiw ist es ebenso, auch wenn das Rad wohl das schnellste Fortbewegungsmittel ist. Die Abgase hinterlassen natürlich ihre Spuren an den Gebäuden. Bisher lohnte die Fahrt nach Lwiw nicht.

Die Innenstadt ist relativ verkehrsberuhigt, hier tummeln sich etliche Cafés, Restaurants und kleine Lädchen. Wir empfehlen euch auf jeden Fall das Schlendern in den Gassen, nehmt euch die Zeit an Orten zu verweilen oder die Fassaden mit den Augen abzuscannen. Erst dann, meist mit dem zweiten Blick sieht man das schöne, auch wenn genug Potenzial zum Renovieren besteht 😊

Sind wir doch immer auf der Suche nach schönen Souvenirs und nicht nach Schubladen füllenden Takel, sahen wir einen Jugendlichen, der Fotos von Passanten mit einer Art Plattenfotoapparart machte und auf braunem Papier als Zeitungsartikel ausdruckte. Der Preis bestand auf Spendenbasis. Das war das richtige für uns.

Ein paar Denkmäler, Kirchen, Straßen etc. später hatten wir uns die Schwarmas (eine Art Döner in einer dicken Pita) reichlich verdient. Zum Abschluss besuchten wir noch die hiesige Uni, die St. George-Kathedrale, ein Villenviertel und ein Schloss.

Können wir euch Lwiw (Lehmberg) empfehlen? Wir können nur sagen, nehmt euch für diese Stadt etwas Zeit, wir trafen sogar zwei Deutsche, die mit einem ganzen Lehmberg-Reiseführer unterwegs waren, also wohl länger hier sind. Ihr könnt hier Bus, Bahn, Uber oder Rad for Rent fahren. Die Innenstadt ist wirklich einladend, wenn man die Mischung von renoviert und alt akzeptiert. Die Stadt lässt bestimmten Menschenszenen genug Luft, um sich zu entfalten. Erst gefiel uns die Stadt gar nicht, doch mit Zeit und dem zweiten Blick fanden wir sie schön. Da auch Warschau nicht so weit entfernt ist, lässt sich ein Tripp in diese beiden Städte sicher verknüpfen.

Zurück zeigte sich unser weit zum Zentrum entfernter Parkplatz als gewinnbringend, überholten wir doch den Freitagabend-Verkehr entspannt auf dem Radstreifen. Nach dem Abendbrot ging es noch 65 km weiter zu unserem heutigen Stellplatz an einem Park, denn in Großstädten wollen wir wie gehabt, nur ungerne schlafen.

 

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Unsere 4 Augen - HS Life on Road

Das sind wir, Hardy und Sarah. Wir waren mit unserem Citroen Jumper "Polwan" ein Jahr auf Tour und haben dabei viel erleben dürfen. Schaut doch einfach selbst, was alles geschah.

 

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