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Silvestertag im Trommelfeuer – Patsos (GRE 2.20)

  • Hardy
  • 1. Jan. 2022
  • 3 Min. Lesezeit

31.12.2021 – Wir schreiben den 31. Dezember und damit den letzten Tag des Jahres, viele kommen nun zu den Gedanken, die das Jahr Revue passieren lassen. Womit ist man zufrieden, was lief gut und wo hat man richtiges Glück gehabt? Auch wir machen uns da so unsere Gedanken, fast ein gesamtes Jahr von der Familie und den Freunden getrennt, haben wir gemerkt, wie sehr wir uns in kritischen Zeiten, bspw. bei unserem Einbruch in Athen auf die Familie verlassen können, wie sie sich freuen, wenn wir uns melden und wie sie auch unseren Rat gesucht haben. Wir haben gesehen, wer sich von unseren Freunden meldet, sich interessiert oder für wen wir einfach aus dem Sinn waren. Fast ein Jahr waren wir nur im Ausland, in vielen Regionen, vor denen man uns gewarnt hat und schreiben so viele Erlebnisse, Bekanntschaften und unglaubliche Momente. Wir sind so langsam auf den letzten Zügen unserer Reise und die Gedanken spielen frei, wie soll es weiter gehen …

Am heutigen Morgen ging nicht viel, außer komplett durchnässte Schafe mit ihren rückenbedeckenden blauen und rosa Markierungen. Es hatte wieder die gesamte Nacht durchgeregnet und ein Ende war nicht abzusehen. Unseren Stellplatz hatten wir auf 500 m über dem Meer im Ort Koroutes gewählt, um am letzten Tag des Jahres, den mit 2456 m höchsten Gipfel der Insel, den Psiloritis zu besteigen. 1900 hm lagen so noch rund vor uns, doch nur etwa 300 m über uns wälzten sich die Wolken über das Vorgebirge und das in einem Affenzahn. Beim Blick in die anderen Richtungen das gleiche Bild, überall schoben sich die Wolken Berge hoch und umhüllten sie wie ein Wattebausch.

Selbst die von Gerd geliehenen Schneeschuhe und Steigeisen, die wir auf dem schneebedeckten Gipfel unbedingt gebraucht hätten, würden uns nicht helfen. Ein Alternativprogramm musste her. So ging es 30 km weiter nach Patsos zur St. Antonius-Gorge. Die Schlucht und der anschließende Stausee boten sich für eine Wanderung an. Die Schlucht gehört wie einige andere Naturhighlights zum Unesco-Geopark Psiloritis. Vorbei an einem Restaurant steigt man direkt in die Schlucht ein und kommt nach wenigen 100 Metern an die St. Antonius Kapelle, eine Felsenkirche, die schon etwas skurril ist, an. Neben einer absolut mäßigen und unverständlichen Übersetzung eines Hinweises zur Verwendung von Schreibblättern stehen etwa 20 Krücken, außerdem viele Aluminiumplättchen mit Vertiefungen von Armen, Beinen, Kindern, Männern oder Frauen. Das hatten wir schon in der Felsenkirche in Agio Farago gesehen. In der Kirche dazu eine Tafel mit unzähligen Passfotos. Der Hintergrund dieser Kapelle wäre definitiv interessant. Bewaffnet mit Regenschirmen über dem Kopf und Regenjacken stießen wir auf dem ersten Weg schnell an die Grenze der zu überquerenden Wasserhöhe. Glatte Steinspitzen, überspülte Trittsteine und zu große Abstände mit viel Wasserdurchlass beendeten den ersten Versuch. Versuch Nummer 2 auf der anderen Schluchtseite brachte uns deutlich weiter, in der Teufelsgesichtshöhle waren etliche Steinmänner des hiesigen Gesteins aufgeschichtet und wir nutzten sie auch zum Unterstellen. Nach etwas Kletterei am rutschigen Felsen musste man nach einer Brückenüberquerung für den weiteren Weg unter einem Fels durchklettern. Die komplette Route stand unter Wasser, so blieb nur ein Blick in den klammähnlichen Weiterweg. Also zurück und noch ein Hochplateau bestiegen.

Es war die Frage der Fragen, wie fahren wir nun weiter, was macht Sinn und was wäre Unsinn. Wettervorhersage und Tourplanung passten nun überhaupt nicht zusammen. Im Norden war besseres Wetter angesagt, unser letzter Punkt im mittleren Süden wäre dann aber nur über erhebliche Umwege erreichbar. Man muss bedenken, dass man auf Kreta für 50 km auch mal 2,5 h und länger je nach Weg unterwegs sein kann. So entschieden wir nach Tourplanung. Dafür waren 2 Pässe zu überqueren. Quer kam auch der Regen, der nicht aufhörend über die Berge gepeitscht und gegen den Polwan geschleudert wurde. Nach einer letzten Abfahrt mit Motorbremse im 2. Gang waren wir am Meer angekommen, noch eine 5 km lange Küstenstraße, dann erreichen wir den Stellplatz. Doch zuerst stellte sich Schilfrohr, welches sich durch den Regen beschwert hatte, hängend in den Weg. Von den Bergen hatte es viel Steinschlag gehagelt und Muren waren abgegangen. Einiges konnten wir überfahren, wobei das Heck in den Matschüberhöhung bedrohlich zum Meer wegrutschte. Letztendlich versperrte uns eine Mure über die gesamte Straße den Weg und es hieß wenden. Mit 6,5 m auf einer 4,5 m breiten Straße, dem Abgrund neben der Straße und einem Berg im Rücken ging das nur zentimeterweise und mit einer Beifahrerin, die beim Einweisen einen ganz kühlen Kopf und etwas Mut beweist. Teilweise war das Gestein der Straße direkt an der Asphaltkante weggebrochen oder ausgespült. Wir waren froh einen sicheren Platz gefunden zu haben, nicht ganz an der Kante, falls es sie über die Nacht noch wegspülen sollte.

Nun heisst es … auf ins neue Jahr. Um uns herum keine Menschenseele, nur das Rauschen der Meereswellen, der Regen, der zwischen starkem und schwachem Trommeln wechselt. Was für ein Feuerwerk.

 

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Unsere 4 Augen - HS Life on Road

Das sind wir, Hardy und Sarah. Wir waren mit unserem Citroen Jumper "Polwan" ein Jahr auf Tour und haben dabei viel erleben dürfen. Schaut doch einfach selbst, was alles geschah.

 

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