Stellplatzsuche mit Happy End - Sevansee (ARM-6)
- Hardy
- 20. Aug. 2021
- 4 Min. Lesezeit
19.08.2021 - Wieder einmal war unsere Nacht wohl nicht die längste, denn wir finden immer wieder Aufgaben und haben so viele Ideen den Blog zu verändern bzw. weiter zu gestalten, doch dies dauert seine Zeit und so vergehen die Abende im Nu.
Den Morgen nutzten wir wieder für etwas Sport. Die Wasserbedingungen waren nicht die Besten, aber für eine kleine Einheit genügte es und auch Artur, nahm sich noch einmal das Board und drehte eine Runde. Das tägliche Schwimmen und Abkühlen durften natürlich nicht zu kurz kommen, dann wurden wir auch schon zum Frühstück gerufen. Diesmal sollte es ein wahres Frühstück geben, mit gekochten Eiern, Brot und Marmelade. Dabei wurde unsere neue Marmelade direkt ausprobiert und wir probierten eine Feigenmarmelade, die auch sehr lecker war. Hatten wir doch nach 2 vollen Tagen noch immer viel zu erzählen und lachten über die ein oder andere Sache. So auch gestern, ihr müsst euch vorstellen, dass Arturs Oma (81 Jahre) kein Wort Englisch oder Deutsch spricht. Doch mit einem Mal, sagte sie einen Satz auf Deutsch, den sie vor 70 Jahren gelernt hatte und dann begann sie zu zählen. Sie könne bis 1000 auf Deutsch zählen. Wir waren beeindruckt und konnten ihr nur einen Daumen nach oben zeigen. Doch ihr absolutes Lieblingshobby war es, Fliegen zu erschlagen. Fliegen gab es im Moment Tausende und bei ihr war jeder Versuch ein Treffer. Wir hatten mit ihr so viel zu lachen und das ganz, ohne die gleiche Sprache zu sprechen. Heute Morgen versuchte dann Hardy sein Glück mit der Fliegenklatsche und siehe da, das Beobachten der Oma zeigte seine Wirkung, er erschlug gleich 7 Fliegen mit einem Streich. Wer da nicht an ein Märchen denken muss … Wir mussten so lachen und hatten einfach Spaß. Doch dann folgte ein Moment, den wohl keiner von uns mochte, wir mussten uns verabschieden. Sind wir doch so dankbar gewesen, diese netten, hilfsbereiten Menschen kennengelernt zu haben. Wir haben viel von Armeniens Geschichte, der Kultur und der Lebensmotivation erfahren und freuen uns schon auf die nächsten Erlebnisse.
Für uns hieß es also, Sachen packen und weiterfahren. Wir besuchten das Kloster von ….., welches aus dem 9. Jahrhundert stammt und wieder mit vielen eingeschlagenen Schriftzügen ausgestattet ist. Der Blick vom Kloster auf den Sevansee war wieder sehr schön. Der nächste Stopp lag bei einem Friedhof. Es klingt vielleicht etwas komisch, doch wir schauen uns in jedem Land auch mindestens einen Friedhof an. Dieser war besonders, denn hier gab es viele alte Gräber mit Bildern aus Stein gehauen. Diese Bilder beschrieben eine Geschichte und man konnte sie noch sehr gut erkennen. Auch die heutigen Grabsteine, werden sehr aufwendig graviert und verziert. Meist sind es Doppelgräber, wobei die Namen der Ehepartner bereits eingetragen sind und das Sterbedatum noch hinzugefügt werden muss. Teils befinden sich auch lebensgroße Bilder auf den Grabsteinen. So fanden wir ca. 5 Grabsteine von jungen Soldaten die nur 19 Jahre alt wurden und wahrscheinlich im Kampf gegen Aserbaidschan um Bergkarabach ihr Leben lassen mussten. Das Thema ist hier immer noch sehr heikel und die armenische Bevölkerung ist nicht gut auf die aserbaidschanische sowie die türkische Bevölkerung zu sprechen. Es ist ein schwieriges Thema, doch die Fronten sind meist stark verhärtet und die meisten geben diese Meinung an ihre Kinder weiter und somit denken wir, wird es nie zu einer Freundschaft bzw. zu offenen Grenzen zwischen diesen Ländern kommen. Mit Artur konnten wir sehr gut über das Thema reden. Unserer anderen armenischen Familie versuchten wir zu vermitteln, dass die Probleme meist durch die Politik verursacht sind und die Menschen nicht anders als du und ich sind. Wir fragten etwas provokant, denn auch Deutschland hat eine schwierige Geschichte, sind wir zwei deswegen schlechte Menschen? Das brachte sie zum Nachdenken …
Wir hatten also unsere Hauptziele für den heutigen Tag erreicht und suchten nun einen Stellplatz. Der Plan war, dass wir gegen Mittag stehen und noch etwas arbeiten können. Doch leider sollte es heute nicht sein. Wir fuhren zu einem Platz, der nicht in unserer App stand. Dieser wäre ein guter Ausgangspunkt für die morgige Etappe gewesen, doch leider verhinderte ein großes Matschloch unser Weiterkommen. Ok passiert, weiter zum nächsten Platz. Dieser sollte direkt am See sein, doch hier gab es eine Schranke, daneben einige Wohnhäuser und der Strand war alles andere als zum Wohlfühlen. Wir versuchten also einen dritten Platz. Tja, was denkt ihr, alle guten Dinge sind drei? Pustekuchen, es war wieder nix. Der Weg war so zugewachsen, dass wir mit dem Polwan nicht hindurch passten. Tja was nun, nach 1,5h suchen, fuhren wir 20km zurück. Da gab es einen Stellplatz in der App. Doch leider weiß man nie, mit welchen Fahrzeugen die Inseratsschreiber unterwegs waren. Für uns war auch der Weg unpassierbar, schließlich müssen wir noch 6 Monate mit unserem Auto fahren. Ein letzter Versuch also, sonst geht es zurück zum Ausgangspunkt. Und siehe da, mit etwas Geschick und Gefühl schafften wir den Weg neben einen alten ausgeschlachteten Eisenbahnwagon, ca. 50 m neben dem See. Die Stellplatzsuche dauerte somit nur knapp 3h, unsere Zeit zum Arbeiten, Lesen, Sporteln hat sich etwas verkürzt, aber wir genießen nun den freien Nachmittag.
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