Straff Richtung Norden – Vlorë (ALB-4)
- Hardy
- 21. Jan. 2022
- 3 Min. Lesezeit
20.01.2022 – Schuss - Peng, Schuss - Peng, Schuss - Peng und das ganz nah am Polwan. Etwas komisch kommt man sich schon vor, wenn jemand mit dem Gewehr immer wieder schießt. Immer in der Hoffnung, dass es nicht mal im Blech des Polwan´s klingelt. Doch auf Kreta, wo es mehr Waffen als Einwohner gibt, hatten wir ja Abhärtung erhalten 😊. So hatten wir nochmal eine ganz ruhige Nacht.
Im Frost des Morgengrauens hieß es dann raus aus den Federn und alles in Fahrposition bringen, Frühstück gibt´s erst, wenn die Kiste warm ist. Auf dem Weg besuchte ich noch das St. Goerge Monastery, welches höher als erwartet lag und dann auch noch geschlossen war. Eine etwa 3 m hohe Wand umzog das Gelände der urigen grauen Gebäude mit Schieferdächern alá Gjirokastrë. Das Eingangstor trug den in Holz geschnitzten Georg, wie er den Drachen mit der Lanze tötete. Amüsant war dann der Beton-Basketballplatz der Mönche. Ein letzter Blick auf Korfu und wieder hinab zum Bus.
Straff Richtung Norden hieß es heute, nach 60 km der Frühstücksstopp am Porto Palermo Castle. Dieses Castle aus dem 19. Jh venezianischen Ursprungs ist auch auf Ali Pasha zurückzuführen, der zur Bewachung der Küste mehrere dieser Castles baute. In seiner Dreieckform steht es auf einer Halbinsel und lockte förmlich, es zu umlaufen. Der Blick hinein zeigte das türkische Prinzip, alles kostet zwar nicht viel Eintritt, schaut man aber überall hinein läppert es sich ganz schön. 300 Lek p.P., was etwa 2,60 € sind. Mittlerweile kommen wir auch mit dem neuen Umrechnungskurs wieder gut zurecht, auch wenn er mit 1 : 121 ziemlich krumm ist. Allerdings saß niemand am Eingang und so hieß es heute für uns: Kommt herein, es ist freier Eintritt. Von außen gar nicht so groß hatte es im Inneren eine extrem effektive Aufteilung und viele Räume. Einmal die Treppe hinauf erwartet einen ein tolles Panorama.
Von den vielen Bars und Restaurants hatte ich in den letzten Blogs berichtet, jede Location hat eigenes Wlan, fast immer verschlüsselt, doch an unserem Frühstücksplatz hatten wir Glück und konnten wenigstens die Blogs für euch mal hochstellen 😊. Unweit unseres Platzes hatte man einen guten Blick über ein verfallenes Marinemilitärgelände und einen alten U-Boot-Bunker an einer Halbinsel, der nicht nur ein schnelles Versteck für die U-Boote bot, sondern auch als Tunnel und somit Abkürzung vom Meer aus zur Verfügung stand. Wer die Wanderschuhe mag, kann hier auf dem Pfad des „Cold War“ wandern und noch mehr Überbleibsel entdecken. Wir wollten es eigentlich auch, doch mein Körper wollte heute nur Sparflamme.
Im Balkan gibt es kaum einen Weg ohne Berge, so ging es hoch und runter, rechts und links. Zwei schöne Dörfer mit weißen Häusern, die sich am Hang des Berges aufgliederten. Mit relativ leerem Tank hieß es dann hinein in die Passstrecke, Kehre für Kehre, Strecke für Strecke ging es nach oben. Zwischendurch hat man auch den Blick auf einen Big Bunker mit Haus darüber. In keinem anderen Land haben wir die Überbleibsel von Krieg so sehr miterlebt. Bedenkt man die Zeit des Krieges, ist es geschichtlich gesehen noch gar nicht so lange her und sehr interessant, sich damit mal mehr auseinander zu setzen. Die Tankleuchte kam und noch nicht mal oben, Schweißtropfen auf Sarah´s Stirn, die nach langer Zeit mal wieder Krankenvertretung am Lenkrad ausübte. Auf dem Pass haben sich einige einen Spaß mit den pilzkopfartigen Bunkerhauben gemacht und sie als Fläche für gänzlich bedeckende Smileys jeglicher Form genutzt. Dann hieß es erstmal: Lass rollen. Bergab und ausreichend Restkilometern bis nach Vlorë. Schnell einen Platz am Strand hieß es für Sarah ab in die Stadt zum Anschauen und für mich ab in die Koje.
Rauf aufs Rad und entlang des Radweges ging es zuerst zur Promenade. Ein neuangelegter Park wurde mit Weihnachtsdeko bestückt. Der Park wurde durch die EU finanziert und seitdem wahrscheinlich nicht mehr groß gepflegt. Denn außer der Weihnachtsdeko, fand man nix. Ich fuhr noch etwas weiter, doch auf der Promenade gab es nix weiter und das schlechte Wetter sah ich schon auf mich zukommen. Laut unserer Karte ging es vorbei am Fußballstadion ins Zentrum. Das Stadion war mit einem Gebäude recht modern angelegt, aber nach rechts und links durfte man nicht sehen. Entlang einer Einkaufsstraße fuhr ich vorbei am Theater und einem kleinen Platz bis zum Unabhängigkeitsdenkmal. Auch hier war ein grüner Park eingezeichnet, doch mich erwartete eine große Baustelle. Die Stadt war nicht der Hit, doch plötzlich die Überraschung. Eine Straße mit renovierten und schönen Häusern. Doch dabei sollte es auch bleiben. Die Stadt hat in meinen Augen viel Potential, doch heute überzeugte sich mich gar nicht.
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