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Türkische Mitfahrgelegenheit – Karagöl (TUR-1)

  • Hardy
  • 5. Sept. 2021
  • 4 Min. Lesezeit

04.05.2021 – Morgens aufwachen, auf´s Meer schauen und von der Sonne angelacht werden, so hatten wir es am letzten Tag in Georgien vor. Wie bekannt, wurde daraus nichts … Die Türkei schaffte genau dies. Wir hatten alles, was wir uns wünschten, auf der einen Busseite, es galt die Schnellstraße in 30 m Entfernung zu vernachlässigen. Es war eben, wie jedes gute Hotelkatalogfoto, die richtige Perspektive war entscheidend 😊

Doch so richtig kam ich nicht in Gange, getreu dem Motto, wenn eins kommt, ist das andere nicht weit, machten eine Sportverletzung, der Magen, der Kopf und die Nase heute früh was sie wollten. Das Fahrspiel mit der Kupplung macht die Zerrung in der Hüfte auch nicht besser, so nahm ich mal wieder auf dem Beifahrersitz platz. Es sollte sich als Gewinn herausstellen.

Für die kommenden Tage war sehr wechselhaftes Wetter am Schwarzen Meer vorausgesagt, so dass wir uns für die Fahrt in den Osten von Ostanatolien entschieden und einige Landziele besuchen wollen. Die meisten haben wohl ein Türkeibild von Strand, wenig Vegetation und vielen Hotels vor sich. Auch ich bin nach einem Pauschalurlaub vor 13 Jahren sehr skeptisch gegenüber der Türkei, damals hieß es für mich 1x und nie wieder. Doch nun sind wir voller Spannung, die Türkei für uns und auf unserem eigenem Weg zu entdecken, ein Weg der fern von dem ist, was man im Reisebüro oder online buchen kann. Gestern schon überraschte uns die Türkei mit mächtigen Wasserfällen direkt am Straßenrand, heute fuhren wir durch gewaltige Schluchten, vorbei an Felswänden und das auf fast durchgehend guten Straßen. Alles hier wirkt größer, moderner und belebter als in den Ländern zuvor. In der ersten Stadt führte uns der Weg zufälligerweise in ein Werkzeuggeschäft. Neben einer M5-Mutter für unsere Kaffeemaschine gab es noch Silikon und Kleber … die nächste Reparaturaufgabe besteht auf jeden Fall darin, den Polwan wieder dicht zu kriegen. Über 49 TL schmunzelten wir kurz (4,90 €) die Mutter ging auf Kosten des Hauses.

Ein Gang zur Touriinfo, welche sich nur als Busvermittlung zu verschiedenen Zielen entpuppte, bestätigte uns unser erstes Ziel, welches Sarah schon herausgesucht hatte. Dafür ging es auf engen Straßen ordentlich in die Höhe, denn flach gibt es hier noch nicht. Oberdrein konnten wir auch sehen, wie die Türken ihre Straßen pimpen. Auf den alten Untergrund kommt flüssiges Bitumen aus einem LKW, ein zweiter fährt rückwärts hinterher und streut mit einem Dosierer Splitt aus. Das Ganze wird ordentlich eingewalzt, den Rest macht der Verkehr. Oben angekommen zeigte der Blick auf´s Thermometer 21 Grad. Total angenehm … kurze Hose und T-Shirt und weiter in den Berg. Es folgte eine 6 km lange Kopfsteinpflasterstraße mit vielen Wasserfällen und einige Wasserüberquerungen. Wir dachten noch, so toll wird der Spot nicht besucht sein, keine Fahrzeuge am Parkplatz, wir hatten die Rechnung ohne die Türken gemacht. Etliche Kleinbusse und PKWs fuhren an uns vorbei, eine förmliche Autobahn. Am Eingang des Nationalparks schaute uns der Kassierer verdutzt an, er kannte es wohl gar nicht, dass Fußgänger vorbeikommen. Entweder hatte er Personen gar nicht auf seiner Preisliste, sondern nur motorisierte Fahrzeuge oder stolz auf unsere Leistung kassierte er nur den halben Preis. Letztendlich kostete uns der Eintritt 5 TL (0,50 €). Da standen wir nun, die Bilder versprachen uns einen idyllischen blau-grün schimmernden Waldsee mit ein paar Stegen, Booten und einer Insel in der Mitte. Die Realität bot uns einen matschbraunen See, die Stege nur sehr knapp über dem Wasser, die Boote waren bis zur Hälfte voll mit Wasser. Naja, und die Insel sah eher aus wie das höchste Handicap für Golfer, um die wehende türkische Fahne schauten noch 40 cm Inseldurchmesser hervor. Der Starkregen hatte also auch hier voll zugeschlagen. Den Weg um den See ließen wir uns nicht nehmen, war er durch Wasser auf den Wegen teilweise ein Hindernisparcours. Der Bergsee Karagöl ist bei Normalbedingungen bestimmt wunderschön, doch die mittlerweile tiefhängenden Wolken, versperrten der Sonne jeden Weg und senkten die Temperaturen beträchtlich. Rote Nase, blaue Wangen und Gänsehaut auf den Armen hießen für uns Abmarsch in die wärmere Tiefe.

Plötzlich ein Hupen hinter uns, nach Georgien und Armenien nichts Unnormales, doch der Wagen hielt. Ein Türke Mitte 60 winkte uns in seinen uralt Chrysler-Pickup. Auch er war sicher einmal Rallye-Fahrer, hüpften wir auf dem welligen Weg mit dem Kopf fast bis an die Decke. Unser Gastgeber hüpfte am meisten, es schien ihm Spaß zu machen, auch mit uns auf Türkisch zu erzählen … Präsident England good, Präsident France bad, Angela Merke so lala, Erdogan so lala … Ein Fahrtvideo und ein Bild mit unserem Helden später verließen wir den roten Blitz und hatten unseren Fahrer irgendwie ins Herz geschlossen. Noch ein paar Haltestopps an Wasserfällen und Wasseraufnahme später sahen wir ihn noch 2 mal.

Den Mund kriegten wir danach nicht mehr so richtig zu, die Landschaft machte uns sprachlos. Das ist also die Türkei, so hatten wir sie uns nicht vorgestellt. Die Berge sind steil und hoch, alles ist sehr grün und mit Wald bewachsen. Die Stauseen sind riesig und Staumauern gewaltig. Das Straßennetz in den Bergen ist sehr gut, auch wenn es stets heißt: In Serpentinen hoch und wieder runter. Uns gefiel ein Platz an der Seite der Straße mit Blick auf den Stausee so gut, dass wir spontan einen Stellplatz hatten.

 


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Unsere 4 Augen - HS Life on Road

Das sind wir, Hardy und Sarah. Wir waren mit unserem Citroen Jumper "Polwan" ein Jahr auf Tour und haben dabei viel erleben dürfen. Schaut doch einfach selbst, was alles geschah.

 

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