Um die Ecke und nur noch „WOW“ – Balos (GRE 2.25)
- Hardy
- 7. Jan. 2022
- 4 Min. Lesezeit
05.01.2021 – Ein toller Stellplatz zwischen zwei Stränden und vor einer Halbinsel entpuppte sich in der Nacht doch als mehr befahren … manchmal fragt man sich, was Menschen bewegt, in eine Sackgasse zu fahren, dort zu wenden und sofort wieder wegzufahren. Demensprechend gerädert ging es in den Tag und wir waren von den vielen Aktiven um uns herum förmlich begeistert. Viele Läufer am Strand, einige, die im Wasser liefen oder so badeten, als ob das Wasser Sommertemperaturen hätte. Die Sonne lachte, doch immer wieder dunkle Wolken. Nach 1,5 Wochen Ungenutztheit holte ich das SUP doch aus der Garage, Luft drauf und ab auf´s Wasser. So richtig zielbringend war es nicht, nicht nur vom Winde verweht, sondern auch die auflandigen Wellen machten es mehr als schwierig, überhaupt auf dem Board zu bleiben. Das anschließende Baden zeigte die wahre Wassertemperatur. Stellt euch vor, ihr trinkt etwas günstiges Hochprozentiges und merkt, wie es langsam die Speiseröhre hinabfließt, nun übertragt ihr das Gefühl von innen nach außen auf die Haut… Sarah organisierte in der Zwischenzeit ihr Leben nach der Reise, da steht uns eine mega interessante Reise bevor, passen wir doch nicht so ganz in das soziale Erwartungsbild einiger. Aber man wird es nie jedem und seinen Erwartungen recht machen können, wichtig finden wir, ist es, bei sich selbst und man selbst zu bleiben.
Ein entspannter, fast unnormaler Morgen, hieß es doch nicht gleich – auf in die Erlebnisse. Das Wetter sollte erst gegen Mittag bzw. Nachmittag aufklaren. Das brauchten wir heute auch. So überbrückten wir knappe 40 km nach Kissamos und sind mittlerweile im Westen der Insel. Unseren Freunden schrieben wir, dass es nun soweit sei, denn die Ossis sind ganz im Westen und die Wessis ganz im Osten. Wie schön, Klischees einfach nur spaßig und entspannt verwenden zu können. Nachmittags ging es dann los, 12 km und 350 hm … schnell war der Asphalt zuende und Schotter mit Steinen unter uns. Ein schweizer Camperpärchen reckte uns eifrig den Daumen aus ihrem Gefährt entgegen. Viele Radler sieht man hier nicht. Wir könnten uns eine solche Reise ohne Mountainbikes gar nicht mehr vorstellen. Anfangs hatten wir noch überlegt, die Stadträder mitzunehmen, jetzt sind wir jeden Tag einfach nur unglaublich froh, uns für die gefederten Breitreifen entschieden zu haben. Es fiel uns nur so schwer, da es gleichzeitig unsere besten und teuersten Räder sind. Und die sollten ein ganzes Jahr nur auf einem Alu-V-Profil und unter einer Flatterplane durch Europa fahren? Ein Großteil der Camper-Reisenden ist ohne Rad unterwegs, bedenkt man unsere gefahrenen Wege, die Möglichkeiten, die sie uns eröffneten und überall mit dem Bus ranfahren? Für uns fühlt sich unser Weg absolut richtig an.
Angekommen auf dem Plateau hieß es nun, die Räder abstellen und zu Fuß weiter. Den 2 ausgeschriebenen Kilometern folgt man auf einem langgezogenen Treppenweg. Für die Genießer von Aussichten oder die, die es nicht in einem oder zwei Zügen hinab bzw. hinauf schaffen, sind Sitzmöglichkeiten in den Weg eingearbeitet. Kommt man über einen bestimmten Punkt hinaus, heißt es einfach nur WOW, manche Dinge sind in der Realität einfach schöner. So auch der Strand und die Insel von Balos. Bei dem Anblick fühlt man sich nicht in Europa, doch genau solchen Spot haben wir auch in Europa, wie so viele andere tolle Spots. Also weiter hinab und die Schuhe in einem der abgestellten Tretboote versteckt. Wir hatte dabei die Wahl zwischen Schwan, Flamingo oder Auto. Es sollte der Schwan werden 😊. Ein etwa 20 m breiter Kanal trennte uns von der anderen Seite, die Verfärbung des Wassers zu dunklerem Blau lud gar nicht erst zum Ausprobieren des Überquerens ein, es wäre wohl brusttief … Ein anderer Weg musste her, entlang einer natürlichen Kaimauer kann man Stein für Stein springen, laufen oder auch fast ins Wasser rutschen und kommt dann auf dem flachen Sandstück an. Einfach mal probieren, wir legen euch diesen Ort bei einer Kretareise ans Herz. In der Hauptsaison ist dieser Bereich voll von Menschen, ein früher oder später Besuchszeitpunkt empfiehlt sich. Das Gebiet ist ein Naturreservat und kostet 1 € Eintritt pro Person, aber auch nur in der Hauptsaison. Die Westausrichtung empfiehlt sich auch für einen tadellosen Sonnenuntergang.
Auf diesen mussten wir verzichten, Marina hatte uns noch einen Spot verraten. Ausgeschrieben ist er nicht, den Weg findet man auch nicht so einfach, maps.me führte uns zum Eingang des Weges. Die Räder etwas blicksicher abgelegt und angeschlossen, hörten wir, wie eine Windhose entstand. Nur durch herumgewirbelten Müll bzw. Pflanzenreste konnte man sie sehen, aber deutlich hören. Aus dem richtigen Blickwinkel konnte man sie gegen das Himmelsblau auch sehen. Dem Weg folgend, manchmal auch nur ein Tierpfad und 1,5 km später hieß es steiler und loser Schotter im Abstieg. Von außen betrachtet kam der Gedanke des „Der Weg war umsomst“ auf. Wie sich das Auge täuschen kann, merkt man erst, wenn man die Perspektive tauscht. Wir standen in einer großen Grotte, die durch Tropfen den Gesteinskalk herauszog und an den Kanten ablagerte. Verschieden Trichter bildeten sich, die Grotte ist definitiv besuchenswert.
Nun aber zurück, kräftig in die Pedale getreten, der starke Gegensturm holte uns durch Richtungswechsel nicht nur fast ein paar Male vom Rad, sondern ließ das Gefälle teils wie einen Anstieg erscheinen. In milder Dunkelheit erreichten wir dann den Polwan und waren froh, nicht noch fahren zu müssen.
Comentarios