Untreu gewesen – Cheile Turzii (ROU-12)
- Hardy
- 19. Juni 2021
- 3 Min. Lesezeit
18.06.2021 – Spielen wir mal „Wer wird Millionär“. Wir fangen mit der leichten 50€-Frage an. Was hatten wir heute Morgen? A) Regen B) Hagel C) Schnee oder D) Frühstück am Fenster. Na?
Klar es regnete natürlich, aber nach dem Frühstück sah es wieder besser aus. Beide merkten wir, dass wir gerade nicht wir sind und nicht nach unserem Interesse reisen. Machte uns im Gebirge immer wieder das Wetter einen Strich durch die Rechnung, gibt uns das Land einfach keinen paddelbaren See oder nur braune Flüsse, fuhren wir in den letzten Tagen immer von Spot zu Spot und war es durch den Verkehr immer hektisch und ein Blick nach rechts und links beim Fahren fiel meistens aus. Gesehen haben wir viel und es waren echt schöne Momente, doch der Genuss blieb beim Rückblick zu gering.
Wir empfanden beide, dass Runterfahren mal notwendig war und so blieben wir heute Vormittag einfach mal stehen. Der Polwan erhielt seit langem mal eine Komplettwäsche, dreckig = unattraktiv für Diebstähle musste heute mal aussetzen. Und allerhand anderer Dinge wurden erledigt. Eine kleine Wanderung auf den hiesigen Berg, eher Anhöhe und der rot blinkende Wassertank erhielt eine Füllung an der Kuhtränke. Ohne Mist, wir haben die Anwohner beobachtet und gefragt, alle holten ihr Trinkwasser aus dem dauerhaft laufenden Rohr der Kuhtränke. Was den Anwohnern schmeckt, schmeckt uns auch. Bisher hatten wir mit Wasser keine schlechten Erfahrungen gemacht.
Mittags ging es dann wieder on the Road, nach 600 m Gravel und Matsch verteilten wir wieder einiges an Dreck auf der Straße und taten auch dies den Einheimischen gleich. In einem Dorf machten wir dann eine rumänische Straßenbauerfahrung. Aller 300 m waren 300 m Gravel und dann wieder Asphalt. Von den menschlichen Baustellenampeln mit ihren rot-grünen Schildern hatten wir ja schon berichtet. Einer hielt uns 15 min auf und als wir die Baustelle durchfuhren, wussten wir auch warum. Die LKWs wurden auf dem Schotterfahrstreifen beladen und mussten dann wieder zurück. Alles bei einseitigem Hin- und Herverkehr. Kein Spaß für uns, kein Spaß für die Arbeiter und viel Staub für den frisch gewienerten Polwan.
Rumänien war uns gerade zu stadtlastig, wir wollten wieder mehr in die Natur. So holten wir uns von Christa, einer ehemaligen Salomon-Mitarbeiterin von Sarah und mit rumänischen Wurzeln noch ein paar Tipps, denn noch ist Rumänien kein typisches Reiseland und die Geheimtipps rar. Unser Ziel, die Cheile Turzii bestätigte Christa auch. Die Cheile ist eine Schlucht und war nach 100 km erreicht. Der Weg führte auf teilweise brandneuen Autobahnen, Mehrzahl, da immer wieder Zwischenstücke fehlten.
Wenn Wanderwege ausgeschrieben sind, sind sie meist auch gut markiert. So folgten wir erst dem roten Kreuz auf weißem Untergrund, danach dem roten Punkt auf weißem Untergrund (bei den Flaggen werden sich einige freuen). Die Tickethütte war bereits geschlossen, so ging es zum Nulltarif hindurch, über einige Hängebrücken und zwischen den rechts und links aufragenden Felswänden. Da die Drohne zwischen ihnen nicht einmal Empfang hatte, kam es nur zu einer Maximalflughöhe von 5 m.
Für den Rückweg hieß es Schuhe aus, denn wir mussten durch den Bach und einem relativ wenig belaufenden Weg folgen. Wenig belaufen heißt hohes Gras und durch Buschwerk wühlen. Buschwerk … da war doch was. Vorgestern machten wir uns extra noch mit den Bärenregeln vertraut, denn der Karpatenbär ist zahlreich unterwegs. Dort hieß es: schmale und uneinsichtige Wege meiden, Zelt auf Lichtungen mit 200 m Abstand zum Wald aufstellen, Feuerstellen und Essen mind. 150 m entfernt vom Zelt entfachen bzw. deponieren. Das klappte ja mal schon wieder gut. Doch wir müssen ehrlich sein, kommt man dem Bau der Bären und ihren Jungen nicht zu nah, bzw. sind sie gesund, ist die Gefahr durch ihr Rückzugverhalten begrenzt.
Am Abend bekamen wir dann Besuch von David, er ist Brite und hat sich wohl über die Wegmarkierung gefreut. Es wurde ein etwas ausführlicheres Gespräch. Er ist seit 3 Jahren mit seinem Camper unterwegs, wir lachten über unsere gleichen Ziele und stellten fest, dass wir die gleichen Personen getroffen hatten. Vor etwa 4 Wochen schrieb ich, dass wir im Rilagebirge (BUL) einen Schotten kennengelernt hatten. Nun erfuhren wir, dass es Gordan war. David und er kennen sich. Die Welt ist so groß, aber doch auch wieder so klein. So ein Camperleben ist einfach etwas erfüllendes, wenn man es lässt.
Unser Gespräch wurde dann durch das aufkommende Unwetter unterbrochen, es gab mal wieder Gewitter, Sturm und Regen. Rumänien eben, dafür aber auch 29 Grad über den Tag und Sonne. Wir fühlen derzeit mit euch.
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