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Vom Winde verweht – Köprülü (TUR-52)

  • Hardy
  • 13. Nov. 2021
  • 5 Min. Lesezeit

11.11.2021 – Faschingsalarm im Lande der Jecken … und wo sind sie in 2 Wochen? Die gleiche Frage stellen wir uns auch immer und die Antwort ist stets gleich: Wir werden es sehen. Natürlich haben wir immer Ideen und Vorstellungen, wo es hingehen könnte, doch i.d.R. erfolgt die Feinplanung von Tag zu Tag. Seit einigen Tagen sind wir wieder auf der Suche eines gemeinsamen Treffpunktes mit Marina und Gerd, ob wir es in der Türkei noch schaffen, wird sich zeigen.

Genauso überraschend landeten wir gestern Abend nicht am Meer, entschieden hatten wir es einen Kilometer vor der Ausfahrt zum Meer, denn der Wind ließ einfach nicht nach. So entschieden wir uns spontan, nicht in den Süden Richtung Meer, sondern Richtung Norden ins Gebirge abzubiegen. Nach 35 km fanden wir einen schönen Stellplatz in der Nähe eines Wildwasserflusses und in perfekter Lage zu unserem heutigen Spot. Nach vielen Tagen in touristischen Städten zog es uns in die Natur.

Geschlafen hatten wir blendend, aller viertel Stunde erwischte uns immer wieder eine heftige Sturmböe. So war es auch heute Morgen, als wir mit dem Rad weiter in die Berge fuhren. Der Wind war so stark von vorn, dass wir selbst bergab ordentlich treten mussten und bergauf fast standen. Ständig riss der Wind den Lenker weg, war die Böe vorbei, musste man schnell im Reagieren sein. 17 km, die uns wie das doppelte oder dreifache vorkamen. Unterwegs beglückte uns ein Granatapfelbusch, der unbedingt seine Früchte an uns loswerden wollte, 8 fanden den Weg zu uns. Granatäpfel wachsen in der Südtürkei fast wie Unkraut, werden meist durch die Besitzer gar nicht mehr abgepflückt und sind extrem gesund. Heute sahen wir sie im Angebot 1kg – 0,50 €.

Immer am Fluss entlang, fanden wir einen Raftinganbieter nach dem anderen. Fast alle hatten eines gemeinsam, keine Gäste. Ich kann mich noch an meinen Türkeiurlaub vor 13 Jahren erinnern, da waren Raftingtouren stets im Angebot, jetzt weiß ich auch, wo sie langgeführt hätten 😊. Lohnt es sich? Die Landschaft entlang des türkisen Flusses ist sehr schön, das Wildwasser aber eher gering. Dafür lohnt sich unser eigentliches Ziel viel mehr, die römische Brücke am Eingang der Köprülü-Schlucht. Mit 22 m Länge und 2,70 m Breite hatte der ein oder andere Autofahrer so seine Probleme die Kurve im ersten Zug zur Brücke zu kriegen. 26 m über dem Fluss kommt dessen Farbe erst richtig zur Geltung und der Blick in die Schlucht schürte den Gedanken des Paddelns doch arg. Noch 11 km weiter kann man in Selge ein Amphitheater anschauen. Wir schlossen dieses aus, da wir heute einen vollen Plan im Petto hatten. Zurück ging es mit meist Rückenwind, da bekam das Berganfahren eine völlig neue Bedeutung. Am Polwan mit 34 km und 800 hm genossen wir unser Mittag am Fluss.

Damit war der entspannte Tagesteil vorbei und der organisatorische begann. In Serik hatten wir einen Solartechnikladen ausgemacht, um evtl. ein neues MPPT zu bekommen. Sie hatten keines, waren aber so nett, uns mit ihrem Firmenauto zum etwa 3 km entfernten nächsten Laden zu fahren. Dieser hatte welche, jedoch das Modell, welches wir bereits im Polwan haben und zu uneffektiv ist. So bekamen wir eine Adresse in Antalya, wäre man in Deutschland, würden 3 Klicks im Internet reichen, im Ausland wird alles deutlich aufwendiger.

Vorher besuchten wir noch die historische Ausgrabungsstätte Perge. Sie liegt am Eingang von Antalya, direkt hinter dem EXPO-Gelände von 2016. Dieses ist beim Vorbeifahren nur noch durch einen Turm und einen Stumpfkegel erkennbar. Perge ist eine Stadt aus der hellenistischen Periode, Marina und Gerd empfahlen sie uns. Der Eintritt beträgt 60 TL p.P. (6€). Schon bevor man auf den Parkplatz (8 TL / wir standen gratis) einfährt sieht man das große Amphitheater linkerhand. Rechterhand stehen auf einem Gelände die gefundenen und nicht in die Stadt integrierten Sockelsteine. Das erste Mal sahen wir in einer Ausgrabungsstätte ein gut erhaltenes Stadion, da kann Olympia in Griechenland einpacken. In Salamis (TRNC) war ein Stadion durch ein paar Steine markiert und auf einer Karte ersichtlich. Insgesamt fällt auf, dass die türkischen Ausgrabungsstätten aus unserer Sicht deutlich mehr bieten, als die griechischen und deutlich geringe Eintrittspreise veranschlagen. Perge beinhaltet des Weiteren eine Agora, etliche prächtige Säulengänge (bisher die schönsten unserer Reise) große und kleine Bäder, ein Gymnasium, einen Palast, einen Tower und ein römisches Tor. Natürlich sind es fast immer nur die Überbleibsel, die Akropolis (Oberstadt) ist nur mit einem nicht zu betretenen Haus versehen, in welchem der örtliche Schäfer seine Schafe nach der Öffnungszeit einsperrt. Die gesamte Akropolis lohnt nicht, der Weg hinauf ist durch Schilf ziemlich ungepflegt. Ansonsten kann man Perge empfehlen. Da die meisten Türkeiurlauber in Antalya landen und abfliegen, lädt dies vlt. zu einem 2-tägigen Städtetrip ein. Anschließend besuchten wir noch das gegenüberliegende Theater, wahrscheinlich eines der größten, in dem wir bisher standen. Es ist sehr gut erhalten. Um 17:00 wurden wir vom Sicherheitsmann förmlich herausgefegt.

Leider verpassten wir die Postöffnungszeit 17:00 um 8 min und landeten direkt im Feierabendverkehr von Antalya. Da war es wieder, das türkische Problem des Autofahrens. Sie rasen nicht, aber sie sind im stockenden Verkehr nur sehr schlecht einschätzbar, wechseln dauernd die Spur ohne Anzeigen, drängeln beim Auffahren generell ihre Front hinein … Der Verkehr ist sehr nervös und damit unheimlich anstrengend, doch keine Panik, man kriegt es hin.

Wir hatten Zeitdruck, unsere Solar-Adresse war nur bis 18:00 offen, angefahren, nachgefragt … den MPPT hatten sie nicht, wollten uns etwas anderes verkaufen, gaben uns aber eine weitere Adresse. Also tigern wir doch dorthin, sie hatten einen MPPT, aber mit 30 A für Haustechnik geeignet und für unser eines Panel viel zu gut und teuer. Die nächste Adresse ist eingespeichert, morgen dann. Der nächste Weg … wir brauchen mal wieder eine Wäscherei, die Sachen werden nach 5 Wochen knapp. Sarah hatte einen Waschsalon in der Altstadt am Hafen ausgemacht, schauen wir doch erstmal hin, bevor wir den Polwan durch den Altstadtverkehr quälen. Zu Antalya morgen mehr. Das Ende vom Lied, den Salon gab es nicht mehr, einen Tavuk-Dürüm mit Ayran zur Motivation und beim Bäcker noch ein überdimensionales Kuchenstück und einen Erdnusscremetaler. Danach rollten wir förmlich weiter. Wir hatten noch ein Ass im Ärmel, welches danach schrie, ausgespielt zu werden. Eine Waschsalonempfehlung etwas außerhalb der Stadt, die sogar noch bis 21:00 geöffnet hatten. Also hin da, sie haben Waschmaschinen, das Licht brannte noch, also auch hin da mit unseren Wäschesäcken, immerhin wohl 20 kg. Mittels Google-Translater war alles schnell geregelt, sie waschen morgen alles für uns und wir brauchen es nur abholen. Sie trocknen es sogar an der frischen Luft, endlich mal kein Trockner notwendig, da bleiben die Sachen mal gleichgroß 😊. Wir bestellten noch Grüße von unseren Freunden, die auch schon hier waren. Sie hatten eine große Gemüse-Fleisch-Pfanne und wollten sogar noch ihr Essen mit uns teilen, doch rollten wir immernoch. Der Polwan steht perfekt geparkt, da könnten sie die Wäsche morgen gleich einladen. Mal sehen, wie die Nacht wird.

Heute Abend erfuhren wir übrigens, dass der Sturm nicht nur die Schaufensterpuppen gestern durch die Straßen und uns heute mit Spitzen von 23 Knoten fast von der Straße wehte. Nein, in der ganzen Türkei war es extrem stürmisch, so dass sogar Scheiben nur durch den Wind zu Bruch gingen. Hoffen wir auf Besserung.

 

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Unsere 4 Augen - HS Life on Road

Das sind wir, Hardy und Sarah. Wir waren mit unserem Citroen Jumper "Polwan" ein Jahr auf Tour und haben dabei viel erleben dürfen. Schaut doch einfach selbst, was alles geschah.

 

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