Von der türkischen Polizei verfolgt – (KUR-1)
- Hardy
- 8. Sept. 2021
- 4 Min. Lesezeit
07.09.2021 – Türkisches Grün, türkische Wasserfälle so wachten wir in den letzten Tagen auf, doch heute hieß es … ein Blick in die Wüste. Es ist schon immer verwunderlich, wie sich eine Stadt bei Nacht und am Morgen präsentiert. Gestern Abend funkelten noch die Lichter, heute Morgen wirkte die Stadt inmitten von Wüstenbergen wie ein verschlafenes Nest im Dunst. Hatten wir uns doch überlegt, weiter nach georgischer Zeit zu leben und lieber früher aufzustehen, anstatt mehr Zeit im Dunkeln zu verbringen. So hatten wir noch etwas Zeit, um unsere Aufgaben zu absolvieren.
Wir blickten mal durch das Tor unseres nächsten Spots, warteten wir doch auf öffnende Türen, Öffnungszeiten standen nicht angeschlagen. Alles zu, aber wie auf Zuruf hielt neben uns ein Bus, das ganze Personal stieg aus und schloss uns die Tore auf. Eintritt 12,50 p.P. (1,25€) und schon waren wir drin, im Ishak-Pascha-Palast. Der im Barock-Rococo-Stil errichtete Palast wurde 1784 vollendet und repräsentiert einen klassischen Osmanenpalast. Neben zwei Innenhöfen kann man die Gefängsnis-. Versammlungs-, Harems- und Wirtschaftsräume besuchen. Im Stile der Gleichberechtigung hatten alle Damen des Harems die gleichen Räume mit Kamin, zwei Fenstern und ein paar Regalnischen. Nur der Blick in die verschiedenen Himmelsrichtungen unterschied sich. Viele Räume sind heute mit einem Glas-Holz-Dach bedeckt, welches lichtdurchflutete Räume ermöglicht, damals waren die Gänge und Räume wohl eher dunkel. Das helle und freundliche Gestein nutzten die Erbauer für zahlreiche prunkvolle Ornamente, an denen man sich kaum sattsehen kann. Ein weiteres Prunkstück ist die Moschee mit vier Türmen. Getreu der Tradition zieht auch der Besucher seine Schuhe aus und kann hier für ein paar Minuten in den Orient abtauchen. Für uns ist der Palast besuchenswert.
Nur unweit vom Palast kann man den alten Palastfriedhof und ein Kalesi (Burg) besuchen. Wer den Weg nach oben nicht scheut kann zudem durch eine Lücke im Gestein in die Burgwelt von oben eintauchen und die Konturen nachverfolgen. Wir verfolgten eher zwei Damen mit püppchenhaft geschminkten Porzelangesichtern, weißen Schleichern, Reifröcken und pompösen Kleidern. Die Kleider funkelten nur so vor Strasssteinen und die Herren daneben waren stolz, aber eher damit beschäftigt, die Frau zu führen und nicht stolpern zu lassen. Heiraten ist wohl doch anstrengend 😊. Wir hatten schon viele Hochzeiten in verschiedenen Kulturen gesehen und freuen uns immer wieder, viel aus den Ländern mitnehmen zu können.
So stürzten wir uns auch ins Stadtgetümmel, es war so ganz anders als in anderen Ländern. Noch können wir es nicht richtig beschreiben, werden es aber wohl bald. Auf dem hiesigen Wochenmarkt gab es Obst und Gemüse, der erste Händler enttarnte uns gleich als Nichttürken und bat seinen Nachbarn um Hilfe, der etwas Englisch sprach. Gar nicht notwendig, wir kriegen das schon hin. Ein Türke tippte uns gleich an, sprach uns auf Türkisch an, der hinzugeholte Händler übersetzte, er wolle wissen, woher wir kommen. Auf den Märkten werden wir noch unseren Spaß haben, hatten aber einfach das Verlangen, mal wieder eine Maske unter Menschen aufsetzen zu wollen.
Kennt ihr das Gefühl, beim Autofahren einfach mal den Autonachbarn oder Vordermann anschreien zu müssen, obwohl er euch sowieso nicht hört, zu fluchen oder zu hupen? Ich glaube, wenn wir aus der Türkei herausfahren, sind wir die entspanntesten Autofahrer und uns kann nichts mehr anhaben. Wir sehen es einfach als Therapie 😊. Wobei die Türken bisher nicht rabiat fahren, aber sehr unvorhersehbar. Ein türkischer LKW-Fahrer wäre am liebsten in den Straßengraben gefahren, um uns nach einigen Serpentinen vorbeilassen zu können. Mein Winken mit der Hand beantwortete er mit einer freundlichen Dreifachhupe …
Auch in der Türkei bilden braune Schilder gute Gelegenheiten, mal rechts ran zu fahren. Meist gibt es auch hier etwas zu sehen, so auch dieses Mal. Am Schild stand „Muradiye Selalesi“ – sagte uns nicht, entpuppte sich aber als Wasserfall mit 4 Ausläufen. Von einer Hängebrücke hatte man einen tollen Blick. Auch hier drängte uns bei dem Anblick eines 500 m entfernten Fallrohres der Gedanke auf, dass es sich um einen ein- und ausschaltbaren Wasserfall handelte 😊.
Es galt wieder einige stark bewaffnete Checkpoints zu durchfahren, bat man uns sogar anzuhalten. Doch fehlinterpretiert, es galt dem Transporter hinter uns. Bewaffnete Soldaten umstellten das Fahrzeug und inspizierten es. Doch das nächste Winken galt uns, es war die Verkehrspolizei, keiner Schuld bewusst, fuhr Sarah ran. „Merhaba“. Ein kurzer türkischer Gruß, verstanden haben wir ihn nicht, Sarah versuchte es einfach mal mit dem Führerschein. Ein genauer Blick, dann fragte er nur: „How are you?“ „Fine and you?“ … Er fasste sich nur ans Herz und wünschte uns freudestrahlend eine schöne Weiterfahrt. Für den weiteren Weg zum Stellplatz vertrauten wir unserer App, doch dieses Mal schickte sie uns unnötigerweise über 5 km Schotterstraße und durch schmale Dorfstraßen. Wenigstens waren wir das Highlight der Kinder, die uns zuwanken. Mit großer Staubwolke hinter uns galt es nochmals über Schotter zu fahren, hatten wir uns doch einen idyllischen Stellplatz am Vansee ausgeschaut. Doch halt, die nächste Jandarmerie hielt uns an, nur die Frage, wohin der Weg geht. Ich glaube sie waren froh, einfach mal was zu tun zu haben, auf einer abgelegenen Schotterstraße.
Eine geeignete Abfahrt gab es nicht, so quetschten wir uns an den Rand der Straße, das hatten wir uns idyllischer vorgestellt. Doch naja, in der Wüste gibt es eben auch viel Staub. Zum Abschluss gab es noch eine ausgiebige Fahrt mit dem SUP und dann waren wir reif für´s Bett. Schon fast im Traume hielt direkt neben uns ein Transporter, es klopfte am Polwan, mal wieder die Jandarmerie. Ausweiskontrolle, das war´s dann auch. Drei Polizeikontrollen an einem Tag … ganz schön spannend.
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