Von heißen Quellen zum Hafenstreik – Piräus (GRE-2.2)
- Hardy
- 15. Dez. 2021
- 3 Min. Lesezeit
13.12.2021 – Leonidas, einer der stärksten Kämpfer Spartas war unser Schutz vor Lärm von der Landstraße und der Autobahn. Er hätte besser kämpfen, aber auch schneller fallen können. Wir machten uns zu etwas auf, was wir bei unserem Frühjahrbesuch schon gesehen hatten, aber aufgrund der Wärme nicht nutzten. Heute Morgen waren die Temperaturen im mittleren einstelligen Bereich. Gestern Abend hatten wir dort auch fast unser Nachtlager aufgeschlagen, nur waren uns die herumlaufenden Personen nicht geheuer.
Der Hauptgrund aber war der Geruch, es roch nach faulem Ei, kein Geruch, den man gerne länger im Bus haben möchte, noch gar nicht, dass er sich festsetzt. Wir besuchten heiße Quellen. Schnell rein in die Badesachen und hopps in das warme Wasser. Ein absoluter Genuss, der Spot war das herrlichste Instagrambeispiel. Man konnte extrem schöne Fotos machen und andere neidisch machen, wie toll doch alles ist, würde man über das Fotoformat hinausschauen, würde man die heruntergekommenen Hausfragmente und das Flüchtlingsheim nur 50 m sehen. Zeig die Welt, wie sie ist und nicht wie sie perfekt sein könnte, es bleibt unser Motto. Das warme Wasser war trotz der Umgebung ein Traum, wir verweilte gefühlte Ewigkeiten darin. Ein Wasserfall und stärkerer Wasserlauf eigneten sich als Massage. Sarah musste sogar noch ein zweites Mal ins Wasser, um den Naturblubberpool, den sie verpasst hatte, auszuprobieren. Unter den Wasserfall wagten sich zuerst die Einheimischen, sie verzogen das Gesicht ganz schön, wer von euch schonmal unter oder in einem Wasserfall stand, weiß wie gewaltig Wasser auf einen eintrommeln kann. Ich musste es auch versuchen, der Daumen der Einheimischen ging hoch, sie wussten, was gut ist. Wohlig warm mussten wir uns trotzdem von dem schwefeligen Wasser abbrausen, wie gut, dass wir unsere Dusche auch außen nutzen können. Noch ein kurzer Walk zur eigentlichen heißen Quelle, hier konnten man das Wasser sogar richtig aufsteigen sehen. Der Überlauf und die Becken bildeten sogar ein kleines Pamukkale. Pamukkale ist bei fast jedem eine Topsehenswürdigkeit der Türkei, doch es ist eine der großen Touristenveräppelungen. Einerseits sind die Wasserbecken gemauert und nur mit einer Kalkschicht überzogen, andererseits bohrt man immer wieder eine neue Quelle an, um die Wasserbecken zu füllen. Aufgrund des Wassermangels sieht man von den angepreisten Bildern nur etwa 1/3. Bei einem Eintritt von etwa 10 € verzichteten wir auf den Besuch.
Viele Dörfer oder Orte waren uns noch sehr bewusst, die wir durchfuhren, unsere erste griechische Beerdigung hier, Treffen mit anderen Campern dort, dort eine Durchfahrt eines Olivenhains usw. Wir suchten die bekannten Spots nach paddelbarem Wasser ab, der Wind schlug wieder Wellen. Eine kurze Tour war trotzdem vergönnt. Und schon ging die Fahrt weiter, knappe 200 km waren zu absolvieren. Stets gilt es abzuwägen, ob man die Landstraße oder mautpflichtige Autobahn nimmt. Gerd hatte es ausgerechnet, was bestimmte Streckenabschnitte kosten. Man liegt pro Kilometer zwischen 0,08 – 0,15 Cent. Hört sich erstmal nicht schlimm an, bei einer Fahrt von etwa 800 km kann das richtig ins Geld gehen. Die Landstraße ist manchmal etwas länger oder geht über Pässe, so wie wir heute wieder einen hatten. In der Nähe von Thiva sahen wir dann auch in Griechenland, wie sich das Sommerfeuer durch die Wälder gefressen hat, was im Frühjahr noch grün strahlte.
Kurz vor Piräus kauften wir uns noch eine griechische SIM-Card, denn mit 1 GB deutschen Tarif kommen wir nicht so weit und nutzten die für griechische Verhältnisse günstigeren Dieselpreise von 1,365 €/l, um vollzutanken. Rückblickend hatten wir bei einer Strecke von 900 km etwa 7,7 l/100km verbraucht, für einen umgebauten Kastenwagen oder auch Schrankwand von 3,25 t sehr ordentlich. Doch nun die Frage, warum haben wir in den letzten Tagen ein Mammutfahrprogramm hingelegt, so durch Griechenland durchzufahren, ist doch hirnrissig. Stimmt, doch gestern Abend hatte ich für den heutigen Abend eine Fähre gebucht. Wohin es geht, werdet ihr morgen erfahren. Doch, ob es wirklich so kommt? Marina schrieb uns kurz vorm Hafen Piräus eine SMS, der Inhalt war niederschmetternd … „Entschleunigung, das Hafenpersonal streikt seit vier Tagen, ob es zu einer Fahrt kommt, steht in den Sternen.“ Tatsächlich fanden in den letzten Monaten immer wieder Streiks statt, das Ende war immer bekannt, doch nun ist es offen …
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