Wenn da der Holzwurm kommt … - Maramures (ROU-17)
- Hardy
- 25. Juni 2021
- 4 Min. Lesezeit
23.06.2021 – Nicht mit den ersten, aber doch den zweiten Sonnenstrahlen nutzten wir nach dem Outdoorfrühstück den wohl einzigen See im Norden Rumäniens zu einer ausgiebigen Paddeltour. Die Sonne bewies bereits am Morgen, wie stark sie ist und brannte, so dass die Hauptbekleidung Bikini und Badehose waren. Teilten wir uns den See gestern noch mit Anglern, Touristen, SUP-Fahrern und Kanute,n kreuzten heute nur ein paar rudernde Angler unseren Weg. Diese Ruhe am Morgen auf dem Wasser, kein Wind, keine Welle ist stets wie eine Therapie 😊
War die Affenschaukel gestern noch besetzt, nutzten wir sie zum Springen, doch der glatte Lehmboden machte den Aufstieg aus dem Wasser gar nicht so einfach. Und das Ziel, einen Kopfstand ordentlich auf dem SUP zu stehen, ist mit dem heutigen Tag erreicht. Jetzt sind wir bereit für neue Ziele, wenn ihr Ideen habt, her damit, welche Idee habt ihr, falls wir euren Vorschlag erfüllen?
Ein abschließendes ausgiebiges Baden ließen wir uns auch nicht nehmen, denn die Wassertemperaturen waren genau richtig für die derzeitige Hitze. Normalerweise sollte man zurzeit einfach nur an einem See stehen, die Hängematte aufhängen und ins Wasser springen, doch so kommen wir nicht weiter.
Deswegen verabschiedeten wir uns vom Stausee und fuhren das kurze Stück zurück nach Baia Mare. Für den heutigen Tag war Holz ganz groß geschrieben. Schon gestern berichtete ich, dass im Bundesland Maramures Eingangstore und Häuser aus Holz gebaut sind. Diese Region ist aber auch für ihre Holzkirchen bekannt und genau davon hatten wir heute einige im Portfolio.
In Baia Sprie besuchten wir eine neuere Holzkirche, die uns während der Fahrt auffiel und uns nicht enttäuschte. Surdesti besitzt wohl die größte Holzkirche der Region, ihren Status kann man auch stets an der Hauptdachspitze erkennen, hat sie noch mehrere kleine Türmchen, hat sie eine höhere Bedeutung. Die Bauzeit der Kirchen begann bereits im 14 Jh. Die Kirche in Surdesti ist für 7 Lei (1,60€) besuchbar. Im Innenraum besticht sie durch schöne Malereien an allen Holzbalken und Fotos vom Besuch Papst Benedikts. Auch die Holzkirche von Burdesti hat zusätzliche Türmchen. Wie alle anderen Holzkirchen, die noch folgen, war sie geschlossen und wurde nur per Anruf einer Kontaktperson evtl. geöffnet. Schockiert waren wir allerdings vom verwilderten Zustand der Friedhöfe um die Holzkirchen. Mit dem Erreichen der Holzkirche von Burdesti hatten wir den ersten Pass überquert. So schnell sind wir zurück im Karpatenzug, der sich wie ein umgedrehtes „C“ durch Rumänien zieht und damit im serpentinenlastigen Hochgebirge. Zurück im Leben mit den Serpentinen 😊
Weitere kleine Holzkirchen schauten wir uns in Calinesti, Barsana, Stramtura und Borsa an. Die Baustruktur ist immer ähnlich, an jeder Kirche hängt ein Plakat mit Grundriss und einer kurzen Historie. Abgesehen davon, bat man teilweise Französisch als Deutsch an. Können wir die Holzkirchen empfehlen? Wenn ihr in Rumänien seid, schaut euch definitiv mal eine an, es reichen ein bis zwei. In Maramures steht in jedem Ort eine Holzkirche, aber bereits in Mangalia (Schwarzes Meer) hatten wir schon eine besucht. Es ist erstaunlich, derzeit bauen die Rumänen so viele neue Kirchen (Maremures), das haben wir in noch keinem anderen Land so beobachtet. Lonely Planet schreibt zu den Holzkirchen: „Wie Nadeln ragen die acht kunstvollen, zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Holzkirchen […] in den Himmel. Sie wirken nüchtern und anmutig, haben schindelgedeckte Dächer und verwitterte, spitz zulaufende Türme. Drinnen gibt es biblische Wandmalereien, einige Fresken stammen aus dem 14. Jh. Zum sonntäglichen Gottesdienst tragen die Dorfbewohner Tracht, denn der Besuch des Gottesdienstes ist für sie ein besonderes Ereignis.“ Für uns sind die heranwachsenden Störche in den Nestern auch ein besonderes Ereignis, hatten wir dies noch nie gesehen, erwarten uns fast in jedem Dorf Störche mit ihren Jungen, die doch von Tag zu Tag immer größer werden. Ein echtes Fauna-Highlight für uns.
In Barsana (etwa 15 km von der ukrainischen Grenze entfernt) hatten wir dann den Hauptgewinn. Hier besuchten wir das hiesige Kloster und waren hin und weg von der Anlage, ein großes Eingangstor, mehrere Wohnhäuser, ein kleines Museum (Eintritt 1 Lei/Pers. = 0,20 €) und einer begehbaren Holzkirche auf mehreren Ebenen. Das Gelände überzeugte uns so sehr und ist unsere absolute Besuchsempfehlung. Alle Häuser sind im klassischen Stil gebaut und man könnte sich aus architektonischer Sicht alle anderen Holzkirchen sparen, geschichtlich gesehen, ist das natürlich etwas anders.
In Viseu de Sus gibt es die Möglichkeit mit einer dampfgetriebenen Eisenbahn und schnaufendem Tuten durch die Region zu fahren. Ähnlich der Harzer Schmalspurbahn schaufeln Anheizer Kohlen in das Feuer, um Wasserdampf zu Fortbewegung zu produzieren. Die Fahrt kostet 65 Lei/Pers. (13€ keine Info zur Fahrzeit). Sollte die Bahn nicht fahren, lohnt die Besichtigung des kostenlosen Eisenbahnmuseums. Viele der Schmalspurbahnen stammen aus der Schweiz, noch heute haben sie die alten Blechtafeln mit den damaligen Zielorten wie Wengen, Grund oder Jungfernloch an der Seite.
Ein langer und kilometerreicher Tag, der wieder ein Gewitter bereit hielt, neigt sich wie immer mit der Stellplatzsuche dem Actionende zu, nach einem ersten nicht zufriedenstellenden Stellplatz an einem Skilift mit hunderten alten Skiern aller Marken als Zaun fuhren wir noch weiter. Wir fanden einen neuen Stellplatz nach Höhenmetern und Serpentinen auf einem Pass, an einem Kloster. Die Sonne bescherte uns einen traumhaften Sonnenuntergang und die Wolken ein Schauspiel, wie sie direkt an uns und der Passhöhe vorbei und unter uns durch die Bäume zogen. Zum Glück haben wir nochmal gewechselt. Zwischenzeitlich hatten wir sogar von der rumänischen Wetterstation eine Notfallmeldung erhalten, das Handy schlug regelrechten Alarm und die SMS zeigte anstehende Unwetter mit Starkregen. Das hatten wir auch noch nicht. Bleibt zu hoffen, dass es alles glimpflich bleibt.
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