Wenn´s schleift … einfach Warnblinker an – Samsun (TUR-11)
- Hardy
- 22. Sept. 2021
- 3 Min. Lesezeit
22.09.2021 – Ein angesagtes Unwetter … ein gehabtes Unwetter. Das Gewitter tanzte lange über uns, ließ es sich auch nicht nehmen, noch 2x zurückzukommen. Der Regen prasselte auf das Dach und die Dachluken, was immer wieder schön ist, denn man sitzt im Trockenen, noch haben wir es warm und hell. Es sollte auch der Härtetest für die letzten drei Reparaturen werden. Zur Erinnerung: In Georgien hatten wir einen tropfenden Küchenschrank, eine durchdringende Badpfütze und Bröckellack. Übrigens antwortet der Kundendienst Citroen Deutschland nach einer zweiten Mail wohl nicht mehr. Danke unsererseits an diesen vorbildlichen Konzern. Kurz gesagt, das Klebeband leistet am Lack seine Arbeit und innen war alles trocken.
Da es auch morgens noch regnete, musste das nasse SUP eben ungefahren und tropfend in den Bus. Shit happends. Für uns standen 120 km auf dem Plan, trotz reduzierter Geschwindigkeit tut es immer weh, einen Küstenbereich über so viele Kilometer liegen zu lassen. Der Starkregen hatte die Gebirgsflüsse des grünen, manchmal fast wie einen Urwald wirkenden Norden erdbraun anschwellen lassen und das blaue Meer färbte sich ockerfarben.
Nach knapp 2h Fahrt fuhren wir wieder an olympischen Ringen vorbei und stellten den Bus ziemlich zentral ab. Die Parkplatzmöglichkeiten in türkischen Städten sind meist relativ gut. Gerade in Meerstädten gibt es große Plätze zwischen der Stadt und dem Meer oder auf den Servicestraßen, die neben den Schnellstraßen verlaufen. Mutig probierten wir heute mal wieder den Weg zu einer Touri-Info. Mit leuchtend gelben Schildern ausgeschrieben, versagte die Wegführung am Opernhaus. Nach etlicher Sucherei war sie gefunden und der Mitarbeiter so erschrocken, dass ihn überhaupt jemand besuchte. Wahrscheinlich schrieb er, mangels fehlender Übung verschiedene Sehenswürdigkeiten in den Plan, die bereits an anderer Stelle gedruckt waren. Letztendlich schloss er sein Büro ab, kam mit uns mit und zeigte uns ein paar Orte, wie das Panoramamuseum mit Aussichtsturm oder der Atatürk-Statue. Plötzlich fuhr ein Auto an uns vorbei, ein älteres Paar hinter dem Steuer, vorne schleifte eine orangefarbene Straßenpylone. Die hatten sie wohl seit einigen Kilometern mitgeschliffen, sich über die Geräusche gewundert und sich nicht anders zu helfen gewusst, als den Warnblinker beim Fahren zu drücken 😊.
Der Ort Samsun ist aus historischer Sicht sehr bedeutend für die Türkei, denn hier landete Mustafa Kemal Pasha oder besser bekannt als Atatürk 1919 mit dem Schiff Bandirma an. Die Szene ist am Ufer nachgestellt, eine Replika des Schiffs steht am Ortseingang zwischen Sportpark und Wasserskianlage. Hier fanden die Verhandlungen um die Türkei statt, das damalige Osmanische Reich, in welches die Griechen schon sehr weit vorgedrungen waren. Atatürk, selbst aus Thessaloniki stammend, befreite das Osmanische Reich nicht nur von den Griechen, sondern auch vom Sultanat und Kalifat. Es bildete sich die Türkei als unabhängiger Staat heraus. Atatürk bedeutet übersetzt Vater (Ata) der Türken. Noch heute wird er von den Türken als Held verehrt und eine schwarz-weiß Kontur seines Gesichts ist in fast jeder Stadt zu sehen.
In Samsun liefen wir die Tour der historischen Stadt ab (nicht wirklich sehenswert) und eine Tour mit historischen Häusern. Wollten wir in einem Schreibartikelgeschäft nur kurz etwas holen, erwies es sich als längere Prozedur, da der Verkäufer in einer kleinen Ecke hinter der Ladentheke gerade sein Mittagsgebet abhielt. Auch das ist hier völlig normal. Ein Stadtviertel ist mit bunt angemalten Häusern von Weitem sehr auffällig, aus der Nähe eher nicht sehenswert. Der Boulevard ist in Ordnung.
Das wirklich Schöne befindet sich in Samsun eher am Wasser, hier findet man auch das Olympiagelände der Gehörlosen von 2017. Neben diesem Gelände befindet sich der Amazonen-Park. In diesem zollt man den Amazonen (Frauenkriegerinnen) und ihrem Mut im Kampf gegen die Osmanen Tribut. Zwei große goldene Löwen wirken etwas fehlplatziert. Die ganzen Kilometer der Promenade sind mit Figuren, dem Trainingsgelände des hiesigen Fußballvereins Samsunspor, einem Sportpark und Picknickplätzen attraktiv bestellt. Dies dachten sich wohl auch wieder zahlreiche Angler, die von einer Dame mit fahrender Gehhilfe und lauten „Cay“-Rufen versorgt wurden. Insgesamt hatten wir uns von der Stadt etwas mehr versprochen. Das Wetter hingegen überraschte uns positiv, bei nur 17°C windete es zwar ordentlich, doch bis auf zwischenzeitlichen Niesel blieb es weitestgehend trocken.
Pünktlich zur Abfahrt regnete es dann, nach 40 km erreichten wir dann unseren Stellplatz, einen kostenlosen Caravanstellplatz mit Strom und Wasser für jeden einzelnen Platz. Ein wahres Highlight, wenn das Eingangstor nicht abgeschlossen wäre.
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