WILLkommen in Istanbul – Istanbul (TUR-22)
- Hardy
- 3. Okt. 2021
- 5 Min. Lesezeit
01.10.2021 – Wir wechseln den Monat, doch das Wetter meint es nicht gut mit uns. Schon gestern hatten wir immer wieder Schauer zwischendurch, so regnete es die ganze Nacht … Mist, genau heute bei unserem Trip in die größte europäische Metropole. Das erste Mal auf der Reise ging es zu dritt zu einem Städtetrip. Pünktlich zum verabredeten Zeitpunkt hörte der Regen auf und wir gingen zum Bahnhof. Das Einzelticket kostet 17 TL p.P. (1,70 €), wir mussten uns erstmal durch das Programm kämpfen, Personal gibt es an den Zwischenstationen nicht. Ausgestattet mit je einer Fahrkarte ging es durch die Ticketkontrollen. Aller 7 min fährt ein Zug in die Innenstadt, warten muss man also nie lange. Die Atemversorgung mit einer FFP-2-Maske geschützt, Istanbul gilt doch als einer der Megahotspots, wollen wir uns hier doch etwas ausgiebiger schützen. Selbst die Bevölkerung trägt seine Maske strikt, bei Maskendefinition im öffentlichen Leben.
Nach nur 4 Haltestellen und der Unterquerung des Bosporus´ hieß es wieder aussteigen, eine sich gleichförmig bewegende Menschenmenge schob sich über mehrere Rolltreppenetagen zum Ausgang. Dort lag auch für uns die Toui-Info perfekt. Ausgestattet mit Stadtplan, ein paar Informationen und einem Tourenbuch ging es los. Vorbei am alten Bahnhof, durch den auch schon der Orientexpress fuhr, aber renovierungsbedürftig erscheint, ging es erstmal ans Wasser. Istanbul gilt Scheide zwischen dem europäischen und asiatischen Kontinent, genau genommen trennt der Bosporus die Kontinente geografisch. Nach 10 Wochen waren wir also wieder zurück auf europäischem Boden und hatten diesen mal eben mit dem Zug durch eine Bosporusunterquerung von Asien erreicht. Schon ein eigenartiges Gefühl für uns.
Ein idyllischer Park führte uns in die Altstadt und den touristischen Bereich der Stadt. Ziemlich schnell waren wir an einer der Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt – dem Topkipi Palast. Fürstlich war auch der Eintrittspreis von 200 TL p.P. (20 €), was den Besuch des Palasts, der Hagia Irene und einen Audioguide beinhaltet. Für 85 TL mehr, kann man auch das Harem besuchen, hatten wir im Ishak-Pasha-Palast schon gesehen, also verzichteten wir darauf. Der Palastbereich ist in 3 Höfe aufgeteilt, wobei der erste Hof das Harem und die Waffen-Schatzkammer, einen Park mit Säulengang und den gesamten Küchenbereich hat. Der zweite Hof beinhaltet eine Bibliothek, die Prophetenkammer mit den heiligen Reliquien und einem Schlafgemach, das Bett war etwas größer als unser Van. Im dritten Hof baute jeder Sultan einen Pavillon, wobei man hier die Veränderung der Baustile sah. Alle haben sie eine übertriebene Farbigkeit mit verschiedenen, nicht aufeinander abgestimmten Mustern im Inneren gemeinsam. Der Palast ist eine Gelddruckmaschine, es kommen Massen, wir empfehlen eine frühe Besichtigung.
Was es heißt, ein Kombiticket zu haben und es irgendwo zu verlieren, mussten wir vor der Hagia Irene erfahren. Trotz Kassenzettel wurden wir von den Kassierern und vom Einlass unfreundlich abgewiesen, da könnte man uns nicht helfen. Michi, der mit seinem Ticket zwischenzeitlich die alte Kirche besucht hatte, gab sein ungescanntes Ticket an Sarah weiter. Auch sie hatte Glück, dass der Scanbeauftragte gerade nicht da war und so sind wir mit einem Ticket in die Hagia Irene gekommen 😊. Ende gut alles gut. Anschließend besuchten wir die größten Moscheen des Landes, konnten Zeuge des Hauptgebetes werden, bei dem hunderte Menschen auf den Plätzen zwischen Hagia Sophia und Blaue Moschee beteten. Ein Ladenhändler fing uns ab, da die Touristenbesuchszeit noch nicht begann. Er führte uns vorbei am kleinen Basar zu seinem Geschäft, wo wir von der Dachterrasse einen tollen Panoramablick zum Bosporus hatten. Im Geschäft naschten wir noch etwas türkischen Honig und Tee. Gleich nebenan entdeckten wir eine alte Holzhaussiedlung, deren Häuser schmal, bunt und teilweise ziemlich schief standen. Meist ein Restaurant in der untersten Etage, waren die Einholer ganz erquickt darauf, uns Essen anzubieten. Wir waren von einem Türken bereits gut versorgt, der liebevoll alle Zutaten in den Lavas wickelte. Die Holzhaussiedlung ist einen Besuch wert, wenn auch manche Häuser fast ein bisschen kitschig verziert erscheinen.
Auf zu den großen Moscheen, auf dem Weg liefen uns noch zwei Obelisken über diesen. Die Blaue Moschee – weltbekannt, soll eine der schönsten sein, mit einer etwa 100 m langen Schlange glaubte man das auch schon von außen. Schnell war der Weg zum Eintritt erledigt, so dass Michi uns nach seinem Hosenwechsel schon fast verpasste. Derzeit finden in der Blauen Moschee Renovierungsarbeiten statt, so dass man zwar hineinkommt, aber nichts sieht. Entgegen zur Hagia Sophia. Sie ist noch größer, von außen eher eine Schande, von innen eine Wonne der Wärme. Große Kronleuchter und arabische Innenschriften ziehen die Besucher an, die sich einfach auch dem grünen Teppich zum Genießen nieder ließen. Generell sei gesagt, möchtet ihr eine Moschee besuchen, heißt es Schuhe aus und rein damit in eines der vielen Regale am Eingang. Socken ohne Löcher und dreckige Ränder empfehlen sich tunlichst. Männer tragen lange Hosen und schulterbedeckende Kleidung, Frauen ein Kopftuch, einen langen Rock und ein langes Oberteil. Abweichung sieht man öfter.
Obwohl Istanbul förmlich von Wasser umgeben ist, ist Trinkwasser extrem rar. Daher baute man früher viele Zisternen in der Stadt, um die Versorgung zu sichern. Teilweise gab es nur wenigen Stunden am Tag Wasser. Eine solche war auch die Binbirdirek-Zisterne. Happige 50 TL für das gebotene retteten uns erstmal wieder vorm Regen. Die Zisterne wird als Veranstaltungsraum genutzt und bietet eine tolle Möglichkeit für coole Bilder. Auf einer Fläche von ca. 45 x 65 m stehen etwa 230 Stützsäulen. Trotz Regens und nur 150 m neben den Haupttouristenspots waren wir alleine. Die Flucht vor dem Regen hielt nur kurz und schon suchten wir die nächste Unterstellmöglichkeit, es war einfach müßig. Nach etwas Warten kämpften wir uns bis zum Großen Basar vor. Komplett überdacht, kann man hier wohl seinen ganzen Tag verbringen, von Kleidung, Süßigkeiten, Schmuck, Porzellan findet man hier fast alles. Eine tolle Möglichkeit, das türkische Leben besser kennen zu lernen und mit den Händlern zu falschen. Auch Sarah wurde fündig, ein bisschen handeln ging dann auch noch. Bis wir wieder hinaus kamen, fing es schon an, dunkel zu werden, doch es nieselte immer weiter. Nicht weit entfernt lockte uns der Unitower zum historischen Eingangsportal der Universität, doch wir kamen zu spät, um den Unipark zu besichtigen. Viele Studenten aus der ganzen Welt verbringen Auslandssemester in Istanbul, der Studienteil gerät meist in den Hintergrund. Das können wir irgendwie verstehen. Noch einen Abstecher in die Süleyman-Moschee und dann ging es über den Spice-Basar wieder zurück zum Bahnhof. Es gab ein einschlagendes Geräusch, erst dachten wir, die Metro sei aus den Gleisen gesprungen, mehr als voll war sie dafür. Es stellte sich heraus, dass ein Rollerfahrer bei regennasser Fahrbahn seitlich in die Bahn gekracht war. Wieder mal ein Unfall, bei dem wir dabei waren. Langsam wird es in den großen Städten komisch.
Sarah hatte in einem Forum über die IstanbulCard gelesen, mit der man die öffentlichen Verkehrsmittel deutlich günstiger nutzen kann. Ein Kiosk hatte sie nicht mehr, ein zweiter verwies uns ans TicketOffice, welche sich dafür nicht zuständig sahen und uns an den Automaten verwiesen. Die IstanbulCard ausgewählt, spukte der Automat unsere Geldscheine immer wieder aus. Ein Passant half uns, der Automat nimmt beim Erwerb der Karte keine Scheine kleiner als 20 TL, gut zu wissen, dass es nirgendwo steht. Weder der Kioskbetreiber, noch das Ticketoffice wollten und Geld wechseln. Alles ein ganz schlechtes Kino. Doch dann hatten wir die Card in den Händen, damit einfach an die Portale geht nicht, seit Corona müssen sie eingerichtet und mit den persönlichen Daten gespeist werden. Dazu benötigt man einen HES-Code. Den besitzt jeder Türke. Doch woher sollten wir einen HES-Code bekommen, selbst die Security-Dame wies uns nur harsch mit „HES-Code“ ab. Ein Plakat oder Beschreibung hätte es in einer Stadt, die ja fast keine ausländischen Touristen hat, vielleicht etwas einfacher gemacht. Jeder Tourist muss vor der Einreise in die Türkei derzeit ein elektronisches Formular ausfüllen, auf diesem steht dann auch der Code. Nur noch Geld aufladen und schon konnte unsere Fahrt losgehen. Die Bahnen kommen etwa aller 7 min und sind sauber. Je nach Tageszeit können sie sehr voll werden.
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