"Your wife is zuckersüß" – Calibaba (ROU-18)
- Hardy
- 25. Juni 2021
- 3 Min. Lesezeit
24.06.2021 - Nach einem traumhaft mystischem Sonnenuntergang gestern, bei dem die Wolke sogar durch den Camper zog, hatten wir heute einen nicht weniger schönen Sonnenaufgang. Bereits früh hatten wir Nachbarn, erst Zweibeinige mit Digicam, dann Vierbeinige, die von ihren Hirten auf die Alm getrieben wurden. Zwei wollten am liebsten hinein, gerade noch rechtzeitig rollte die Schiebetür zu.
Auch wir machten uns auf die Alm, um ein paar umliegende Gipfel zu erkunden. Die hiesige Wanderkarte zeigte einige Wege direkt vom Prisloppass aus. Entlang des blauen Dreiecks ging es soweit es das Kiefernwäldchen zuließ, doch etwa 50 hm vor dem höchsten Punkt war es so dicht, dass kein Durchkommen mehr war. Der Weg war ziemlich gut begangen, aber nur bis auf Hüfthöhe, bei der Karpatenfauna heisst es da schon Vorsicht.
Auf dem Berg waren wir schon lange nicht mehr, wunderschöne Ausblicke gestatteten uns die Orientalischen Karpaten heute. Auch hier liegen auf den Nordflanken die letzten Schneereste. Doch dies tat den vielen gras- & waldgrünen Hügeln im Norden und dem ewig langen Berggrad im Süden keinen Abbruch.
Doch wie sollte es anders sein, hatten wir wieder mal mit Hütehunden zu tun. An einem Hof mit riesigem Schafgatter und gerade gemolkenden Schafen waren es sogar 8, unser heutiges Glück, alle an der Kette. Ein Glückstag.
Kennt ihr die Bilder, wenn ein Cowboy auf einem wilden Bullen reitet und er mit jeglichen Verrenkungen versucht, ihn abzuwerfen? In solchen Bewegungen kam eine Kuh auf uns zu, nur Stehenbleiben und brrrr-Rufe brachten sie zur Ruhe. Uns war dabei doch schon anders, vor allem bei den hiesigen Hörnern. Ein polnisches Pärchen, welches auf der Almwiese über Nacht zeltete, suchte auch schnell packend das Weite.
Reich besucht war das Kloster bei unserer Ankunft am Polwan, welches sich aus unserer Sicht nicht lohnt. Wir hatten es vor der Wanderung noch schnell besucht. Fahrt ihr die attraktive Passstraße nach Prislop (1416 m), könnt ihr hineinschauen.
Für uns ging es weiter nach Calibaba. In Grichenland trafen wir bei einer Wanderung Marcel, kamen bei schweißtreibenden Temperaturen an einem Wasserhahn schnell ins Gespräch. Er lud uns in sein Chalet in den Karpaten ein. Bis dahin lag der Norden Rumäniens gar nicht auf unserer Route, doch mit all den Erfahrungen wollen wir ihn nicht missen.
In Calibaba ging es auf eine mit gelber Nummer markierte Straße, ein Wagnis, heisst es doch meist, Schotter voraus. So kam es nach 1 km, langsam ... Am Meetingpoint angekommen, kein Haus, kein Chalet, kein Schild. Nur eine Brücke, ein Anstieg ... 300m umdrehen, das kann es nicht sein, weiter entlang der Straße in einem Tal mit Bach und Blumenwiesen, die perfekte Filmkulisse. Whatsapp, anrufen ... keine Chance - nur Notrufe. Zwei entgegenkommende Rumänen auf einem Pferdekarren freuten sich wohl mal ein anderes Gesicht zu sehen, etwas zahnlos und schmuddelig boten sie mir ihre offene Limo als dritten der Reihe an. Schweren Herzens lehnte ich dankend ab 😊 doch mit Händeschütteln stellten sie sich noch vor. Jetzt sind wir wohl Brüder.
Als Sarah ein Loch im Funkloch fand, stellte sich der Meetingpoint als richtig heraus. Doch vor uns lagen noch 30 min Aufstieg. Durchgeschwitzt erreichten wir die Hütten und wurden gleich abgeknutscht. Wollten wir eigentlich im Camper schlafen, um keinen Aufwand zu machen, gingen wir nochmal herunter um die nötigsten Dinge für die Nacht zu holen. Wir empfanden es einfach als unhöflich, die Übernachtungseinladung abzulehnen. Derzeit wird kräftig renoviert und ein rumänischer Arbeiter redete den ganzen Abend Rumänisch mit uns. Wir verstanden nichts außer Automechaniker in Frankfurt und nach seinen Gesten "Your wife is zuckersüß" 😊 Die Preisfrage für Sarah wollte ich nicht beantworten. Wir erfuhren noch, dass Schnaps auf Rumänisch Schnaps heisst, er hatte wohl auch den ein oder anderen schon zu viel. Jedenfalls dachte er, ich verstände ihn und solle für Sarah übersetzen. Mit Marcel und seiner Frau ging es aber hervorragend auf Englisch.
Zum Abendbrot gab es traditionelles rumänisches Essen, weiße Bohnen mit Fleischeinlage und eine Art Letscho. Sehr lecker. Nach den Strandduschen in Griechenland und unserem Glampingplatz in Sofia hatten wir nach langer Zeit mal wieder eine richtige Dusche mit lauwarmem Wasser. Purer Luxus für uns, sind wir doch immer darauf bedacht, Wasser und Strom sparen zu müssen. Die von ihnen neu erhaltenen Grenzinformationen haben unseren Routenplan mal wieder etwas über den Haufen geworfen. Lasst euch überraschen.
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